Mit 23 entscheidet sie sich: Delphine (Isïa Higelin) geht fort von daheim, verlässt den elterlichen Bauernhof, um in Paris etwas Eigenes zu werden. Man schreibt das Jahr 1971. Das Nach-68-Paris ist bewegt von Frauen, die für ihre Rechte kämpfen. Delphine, das Landei, gerät per Zufall auf der Strasse in den Kreis der bewegten akademisch-intellektuellen Frauen. In Strassenaktionen kneifen diese Männern in den Hintern, an den Vollversammlungen im Hörsaal an der Uni wird geraucht und wild debattiert. Die Frauen basteln Transparente und gehen für ihr Anliegen auf die Strasse. Oder aber: Sie entführen einen psychiatrisierten Schwulen aus der Anstalt, wo man noch mit Elektroschock «therapiert».
Das ländliche Heim hatte Delphine verlassen, weil der Vater meinte, es wäre bald Zeit zu heiraten. Da wäre zwar der Bauernsohn Antoine, bekannt seit Kindheitstagen. Aber Delphine sagt: «Ich will nicht heiraten.» Sie kann nicht, denn sie liebt Frauen.
Rückkehr auf Zeit
In Paris lernt Delphine die Vollfeministin und Lehrerin Carole (Cécile de France) lieben, welche die entsprechende Neigung erst gar nicht erkannte. Den Zeiten voller Leidenschaft folgt Delphines Entschluss, zurückzukehren.
Der Vater hat einen Schlaganfall erlitten. Carole beschliesst, mit ihrer Liebe aufs Land zu ziehen. Was zwischen den beiden ist, muss freilich geheim bleiben. Bis es entdeckt wird, am Morgen von der Mutter, als sie die beiden im Bett sieht. Antoine weiss, er sagt es beim Grillfest zu Carole: «Delphine wird hier nie mehr weggehen.» Carole geht.
1976. Im Brief, den Carole Jahre später von Delphine erhält, steht: «Wir können nicht zurück, nur vorwärts.»
Die bewegende Geschichte wurde letztes Jahr in Locarno von den US-amerikanischen Filmkritikern mit dem «Variety Piazza Grande Award» ausgezeichnet.
La belle saison
Regie: Catherine Corsini
Ab Do, 12.5., im Kino