Film: Kunst aus der Fremde
Der Schweizer Dokumentarfilmer Bruno Moll zeichnet in «The Song Of Mary Blane» abenteuerliche Reisen des Solothurner Künstlers Frank Buchser nach.
Inhalt
Kulturtipp 20/2019
Urs Hangartner
1866 wird Frank Buchser in die USA geschickt mit dem Auftrag, ein grosses Gemälde der sogenannten «Helden des Bürgerkriegs» für den geplanten Nationalratssaal in Bern zu malen. Buchser macht sich auf, porträtiert eifrig Politiker und Militärs. Doch zusehends verschiebt sich der Fokus des Schweizers: Ihn interessieren die Indianer und ihr Schicksal, ebenso die Lage der jüngst befreiten Sklaven. Seine Bilder, die er in den USA schafft, vornehmlich Portr...
1866 wird Frank Buchser in die USA geschickt mit dem Auftrag, ein grosses Gemälde der sogenannten «Helden des Bürgerkriegs» für den geplanten Nationalratssaal in Bern zu malen. Buchser macht sich auf, porträtiert eifrig Politiker und Militärs. Doch zusehends verschiebt sich der Fokus des Schweizers: Ihn interessieren die Indianer und ihr Schicksal, ebenso die Lage der jüngst befreiten Sklaven. Seine Bilder, die er in den USA schafft, vornehmlich Porträts, kauft vorläufig niemand. Und: «Die Fotografie sitzt mir im Nacken.»
Einmal hört man ihn sagen: «Ich habe viel gesehen und viel erlebt. Vielleicht erinnern sich noch ein paar Menschen an meine Bilder.» Ein besonderes gibt es, es ist «mein Lieblingsbild, mein Meisterwerk». Es ist das Gemälde, das dem Film den Titel gibt: «The Song Of Mary Blane». Eine Gruppe von Dunkelhäutigen, draussen unter freiem Himmel, ein Banjospieler intoniert dabei eine Ballade.
Von Andalusien über Marokko in die USA
Mitten im Amerika-Aufenthalt erfährt Buchser, dass der eidgenössische Auftrag annulliert wurde. Nach fünf Jahren fern der Heimat kehrt der künstlerische Abenteurer zurück.
Mit Hilfe von Tagebuchtexten (Stimme: Yves Raeber) zeichnet der Film die Reise Buchsers nach. Vorerst gehts ins spanische Andalusien und nach Marokko, dann aber über den grossen Teich. Bruno Molls filmischer Stoff ist ein historischer, aber die Aktualität bleibt nicht aussen vor. So fängt der Film mit Charlottesville im Jahr 2017 an: die Ausschreitungen bei der Demonstration und Gegendemonstration im Zusammenhang mit dem Reiterstandbild von Südstaatengeneral Robert E. Lee. Ebendiesen hat Buchser 1869 für seinen Auftrag porträtiert.
Immer wieder sind gegenwärtige reale Szenen zu sehen, in die Buchsers Bilder montiert werden. Und das Skizzieren wird nachgestellt: Der Zürcher Ingo Giezendanner leiht Buchser eineinhalb Jahrhunderte später seine Hand, die man zeichnen sieht.
The Song Of Mary Blane
Regie: Bruno Moll
Ab Do, 19.9., im Kino