Die Erschütterung ist gross und führt zu ihrem Ausbruchsversuch aus den Familienpflichten: Rosa, 37, erfährt, dass ihr Vater Homero, ein esoterischer Kunsthandwerker, nicht ihr leiblicher Vater ist. Geschwängert wurde Mutter Clarice von einem gewissen Roberto, inzwischen ein hoher Politiker. Sie ist die Frucht eines Seitensprungs an einem Ökologie-Kongress auf Kuba. Rosa zieht die Konsequenzen und bricht mit ihrer Mutter per SMS – zumindest zeitweilig.
Rosa (Maria Ribeiro) lebt mit ihrer Familie in der Metropole São Paulo, der grössten Stadt Brasliens. Ihre beiden Mädchen, Töchter im frühen Teenageralter, fordern sie als Mutter.
Raus aus dem beengenden Leben
Rosas Mann Dado ist viel ausser Haus; er ist ein Weltverbesserer, der mehr an seinem Amazonas-Projekt interessiert zu sein scheint als an Frau und Kindern. Mit anderen Worten: Rosa kümmert sich verantwortungsvoll um alles, nimmt viel auf sich. Sie findet kaum Raum und Zeit für sich selbst.
Dabei hätte sie ihre eigenen Bedürfnisse. Sie verdingt sich – nebst dem Mutter- und Ehefrau-Sein – als Schreiberin von technischen Texten und Dolmetscherin; sie möchte aber eigentlich Schriftstellerin sein. Tatsächlich hat sie ein Theaterstück in petto. Durch ein Missgeschick reicht sie es allerdings zu spät bei einem Literaturwettbewerb ein. Ein frustrierendes Erlebnis mit Folgen, wie sie ihrem Mann gesteht: «Ich habe meinen Wunsch, zu schreiben, aufgegeben.» – Er, wenig verständnisvoll, ja desinteressiert: «Ich bin jetzt müde.» – Rosa: «Ich bin seit 15 Jahren müde.» Wird eine Paartherapie helfen, die Beziehung zu retten?
Rosa vertraut sich ihrem Bekannten (und bald: mehr als das) Pedro an: «Ich fühle mich wie Nora in Ibsens Stück.» Wie im Emanzipationsstück aus dem Jahr 1879 möchte sie ihr bisheriges beengendes Leben hinter sich lassen. Sie lässt sich nicht unterkriegen und macht sich an ein neues Theaterstück. Damit möchte sie bei Ibsen anknüpfen, das Ende von «Nora oder Ein Puppenheim» als Beginn nehmen und ins Heute transportieren.
So ernst und dramatisch das Themenspektrum im Film ist: Lebenslügen, existenzielle Erschütterung, Familienbürde, Liebe und Untreue werden auf eine Art vermittelt, die leicht daherkommt. Als fragile und zugleich energiegeladene Frau überzeugt Schauspielerin Maria Ribeiro in ihrer Rolle als Rosa, eine Frau im Zentrum des Geschehens, die tut, was sie tun muss.
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(Como nossos pais)
Regie: Laís Bodanzky
Ab Do, 30.11., im Kino