Film - Jodler in der Zerreissprobe
Publikumspreis in Solothurn für die Dokumentation «Die Wiesenberger» – und damit erneute Prominenz für die erfolgreichen Jodler. Club-Präsident Thomas Gisler erklärt, wie sie damit umgehen.
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Kulturtipp 04/2012
Urs Hangartner
Gegen grosse Veränderungen sind die Jodler auch nach dem Film gewappnet. Das erklärt Club-Präsident Thomas Gisler gegenüber dem kulturtipp: «Wenn der Rummel wieder losgeht und es uns zu viel wird, haben wir es selber in der Hand, Nein zu sagen. Es war immer schon so, dass wir selber entschieden haben, wie weit wir gehen wollen.» Konkret heisst das etwa, dass basisdemokratisch abgestimmt wird – «zwei Drittel müssen da...
Gegen grosse Veränderungen sind die Jodler auch nach dem Film gewappnet. Das erklärt Club-Präsident Thomas Gisler gegenüber dem kulturtipp: «Wenn der Rummel wieder losgeht und es uns zu viel wird, haben wir es selber in der Hand, Nein zu sagen. Es war immer schon so, dass wir selber entschieden haben, wie weit wir gehen wollen.» Konkret heisst das etwa, dass basisdemokratisch abgestimmt wird – «zwei Drittel müssen dafür sein, sonst lassen wirs sein». Ihr Konzert-Kontingent haben sie so auf 26 Auftritte im Jahr festgelegt, lukrativere Angebote hin oder her. Auch den neuen Herausforderungen würden sie sich locker stellen. «Wir haben schon manchen Sturm überstanden», meint Gisler. Es gilt dabei, sich treu zu bleiben. «Wenn wir uns zu stark verändern, verlieren wir unsere Identität.»
Im November kommt wieder etwas auf sie zu, wenn sie ihre dritte CD veröffentlichen, darauf auch «Blueme», eingesungen zusammen mit Polo Hofer. Das mache ihnen keine Angst vor neuem Rummel: «Das ist ja unser Ziel, eine gute CD zu machen und Freude an ihr zu haben.»
Der Film zeichnet es nach: Mit «Ewigi Liäbi» in die Hitparade, Sieg für «Das Feyr vo dr Sehnsucht» (mit Francine Jordi) bei den «Grössten Schweizer Hits» – vor Anfragen können sie sich in der Folge kaum retten. Eine an sich beneidenswerte Lage, welche die Jodler in die Krise stürzt. Zwei Jahre lang haben die Regisseure Bernard Weber und Martin Schilt die Innerschweizer begleitet. Der Film richtet seinen Fokus auf das Hadern der Hobby-Jodler mit den Anforderungen des «Showbusiness».
Wir erleben die Jodler im Alltag als Handwerker und Bauern, beim gemeinsamen wöchentlichen Proben in der Bergkapelle – aber eben auch als plötzliche «Stars». Sie werden Teil der Welt, die sie bisher nur aus dem Fernsehen kannten. Und die Wiesenberger werden als offizielle Schweiz-Vertreter an die Weltausstellung in Schanghai eingeladen. Eine eigentliche Zerreissprobe für die Jodler.