Die schöne María lebt mit ihren Eltern am Fusse des Vulkans, ohne fliessendes Wasser, ohne Strom. Drei Kühe, ein paar Schweine im Koben, dazu Lohnarbeit auf der Kaffee-Plantage und in den Maisfeldern. Sie sind Mayas, der Landessprache Spanisch nicht mächtig. Mit Ritualen beschwören sie den Vulkan, für eine gute Ernte, für eine glückliche Ehe der Tochter. Eingefangen ist diese Lebenswelt in manchmal magisch schönen Bildern.
Bald soll Hochzeit gehalten werden zwischen dem Vorarbeiter und der Bauerntochter. Doch María will weg von daheim, in die verheissungsvolle Ferne. Ein Landarbeiter, der Hallodri Pepe, verspricht ihr, sie mitzunehmen ins «gelobte Land». Wo ist das? «Die USA liegen hinter dem Vulkan. Nicht direkt. Dazwischen liegt Mexiko. Man muss durch die Wüste, Tag und Nacht, und zwei Flüsse überqueren.» María fragt die Mutter: «Sag, was ist hinter dem Vulkan?» – «Kälte.»
Traurige Wirklichkeit
Für seine Fluchthilfe verlangt Pepe eine Gegenleistung («nett sein», das heisst Sex). Er hält aber sein Wort nicht und geht alleine fort. María wird schwanger. Zuerst versucht die Mutter eine Abtreibung, dann steht sie voll hinter ihrer Tochter. Das Kind soll leben.
Da beginnt die Katastrophe. Bei einem Ritual auf dem Maisfeld wird María von einer Schlange gebissen. Sie muss notfallmässig ins Spital in der Stadt. María überlebt, das Kind stirbt. Angeblich.
Ein ungeheurer Verdacht kommt auf: Ist das Baby gar nicht im Bauch der Mutter gestorben? Hat man vielmehr die Unwissenheit der Bauern ausgenutzt, um mit dem Neugeborenen Geld zu machen? Hier verweist der Film auf eine traurige Wirklichkeit in Guatemala. Das Land hält einen betrüblichen Rekord: Hier werden proportional zur Bevölkerung im internationalen Vergleich am meisten Kinder zur Adoption freigegeben. Kinder werden unter Mithilfe von Behördenmitgliedern geraubt und verkauft.
«Ixcanul» holte sich an mehreren Filmfestivals Preise, unter anderem dieses Jahr einen Silbernen Bären (für neue Tendenzen der Filmkunst) in Berlin.
Ixcanul (Vulkan)
Regie: Jayro Bustamante
Ab Do, 5.11., im Kino