Film: Isländische Impressionen
«Echo» ist ein besinnlich anregender Weihnachtsfilm der besonderen Art. Er fügt 56 Minidramen und Szenen aus dem Alltag zum poetischen Ganzen.
Inhalt
Kulturtipp 01/2020
Urs Hangartner
Die Kamera bewegt sich nie. Sie ist für jede einzelne Einstellung fix montiert und zeigt, was sich im jeweiligen Bilderrahmen abspielt. Das können dokumentarische Alltagsimpressionen sein oder kurze inszenierte Aktionen. Allen 56 Szenen des Films von Runár Rúnarsson ist gemeinsam, dass sie zu einem Zeitpunkt zwischen Vorweihnachten und Neujahr im winterlichen Island spielen. Im Zusammenspiel der Szenen ergibt sich in ihrer Lakonik ein poetisches und bildschön...
Die Kamera bewegt sich nie. Sie ist für jede einzelne Einstellung fix montiert und zeigt, was sich im jeweiligen Bilderrahmen abspielt. Das können dokumentarische Alltagsimpressionen sein oder kurze inszenierte Aktionen. Allen 56 Szenen des Films von Runár Rúnarsson ist gemeinsam, dass sie zu einem Zeitpunkt zwischen Vorweihnachten und Neujahr im winterlichen Island spielen. Im Zusammenspiel der Szenen ergibt sich in ihrer Lakonik ein poetisches und bildschönes Werk.
Dramatische sowie beschwingte Szenen
Es beginnt mit der Poesie einer Autowaschstrasse, die vorerst nicht als solche zu erkennen ist. Anfangs schlapp, kommen die rotierenden Wedel in Bewegung, als ein Wagen durchs Bild fährt. Ein leeres Schneefeld vor einem Berg: Männer laufen darauf zu. Es werden immer mehr, die nacheinander ins Bild geraten. Ein Bauer fackelt seinen Hof ab. Das komme günstiger, als das Haus zu renovieren.
Dramatisch die Szene, in der Polizisten Flüchtlinge trotz Kirchenasyl abführen. Ein Junkie erhält von geduldigen Sozialarbeiterinnen im Spritzenbus ein Weihnachtsgeschenk. Im Krippenspiel, das die Eltern eifrig mit Handys filmen, tritt ein Knirps als Cola-Santa auf. Rhythmisch beschwingt durch ein isländisches «Jingle Bells» aus dem Radio schneidet ein Arbeiter im Schlachthof am Fleisch herum.
In einer gespielten Szene wählt eine genervte Familie im Treibhaus einen geeigneten Christbaum aus. Eine andere Sequenz zeigt eine warm eingepackte Vorturnerin vor Senioren, die im heissen Freibad Wassergymnastik treiben.
Und nach Neujahr kommt die Müllabfuhr
Nach Bildern mit fröhlichen sowie tristen Weihnachtsfeiern und verschiedenem Neujahrsfeuerwerk gehen die Männer der Müllabfuhr durch die Strassen. Sie sammeln im neuen Jahr den Abfall der Feiertage. In der 56. Szene schwankt das Bild auf einem Schiff bei starkem Wellengang in nebliger Meereslandschaft.
Echo (Bergmál)
Regie: Runár Rúnarsson
Ab Do, 26.12., im Kino