Film: Iranisches Gleichnis
In «Three Faces» erzählt der im Untergrund arbeitende iranische Regisseur Jafar Panahi eine Parabel über die gesellschaftlichen und kulturellen Zustände im Land.
Inhalt
Kulturtipp 01/2019
Urs Hangartner
Ein schockierendes Handyvideo steht am Anfang: Eine junge Frau wendet sich darin an die berühmte Schauspielerin Behnaz Jafari. Verzweifelt berichtet sie davon, wie sie vom Besuch der Schauspielschule träumte. Die Eltern aber haben es ihr verboten. Am Ende des Videos bringt sie sich um. Ist das Video echt?
Von schlechtem Gewissen geplagt, macht sich der Schauspielstar (der Behnaz Jafari im Iran tatsächlich ist) zusammen mit Regisseur Jafar Panahi auf die Suche. Si...
Ein schockierendes Handyvideo steht am Anfang: Eine junge Frau wendet sich darin an die berühmte Schauspielerin Behnaz Jafari. Verzweifelt berichtet sie davon, wie sie vom Besuch der Schauspielschule träumte. Die Eltern aber haben es ihr verboten. Am Ende des Videos bringt sie sich um. Ist das Video echt?
Von schlechtem Gewissen geplagt, macht sich der Schauspielstar (der Behnaz Jafari im Iran tatsächlich ist) zusammen mit Regisseur Jafar Panahi auf die Suche. Sie fahren aufs Land, in den türkischsprachigen Nordwesten des Iran. Es kommt zu teilweise absonderlichen Begegnungen mit seltsamen Ritualen. Schliesslich finden sie die junge Marziyeh Rezaei, die ihren Berufstraum nicht verwirklichen darf. Sie treffen eine Welt an, die stark den Traditionen verhaftet ist. Schauspielerei gilt als nicht statthaft: «Wir wollen keine Gaukler.»
Ein unbeugsamer Filmemacher
Es ist ein anspielungsreicher Film mit Metaphern und Verweisen auf die iranische Realität. Regisseur und Chauffeur Panahi münzt es mit Humor auch auf sich selbst, wenn er etwa lieber im Auto übernachten will: «Ich bin hier sicherer als irgendwo sonst.»
Drei Generationen von Schauspielerinnen sind involviert: die junge Aspirantin, die prominente Jafari und als Vertreterin des vorrevolutionären iranischen Mainstream-Kinos Shahrzad, damals ein Star. In Panahis Film ist sie als Ausgestossene anwesend-abwesend: Man sieht sie als Silhouette nur von Weitem, einmal hört man sie ein Gedicht vortragen.
Jafar Panahi («Taxi Teheran») ist seit 2010 ein «verbotener» Regisseur. Damals wurde er mit einem 20-jährigen Berufs-, Ausreise- und Interviewverbot belegt. Der unbeugsame Filmemacher foutiert sich allerdings darum. Wie seine letzten Werke wurde auch «Three Faces» heimlich gedreht und ausser Landes geschmuggelt. In Cannes erhielt er eine Palme für das beste Drehbuch.
Three Faces
Regie: Jafar Panahi
Ab Do, 27.12., im Kino