Film: Im Seniorenpalast
Altsein in prunkvoller Umgebung: Der Ostschweizer Beat Oswald macht das zum Thema in seinem Dokumentarfilm «Golden Age» über eine Luxus-Altersresidenz in Florida.
Inhalt
Kulturtipp 19/2019
Urs Hangartner
Der Alleinunterhalter sorgt für Stimmung im Saal. Man vergnügt sich beim Bingo. Eine tanzt mit einem Rollator. Man nimmt Teil an der Kostümparty (Motto: «Downton Abbey»), ist aktiv in der Theatergruppe, beim Pingpong oder lässt sich im hauseigenen Pool treiben. Vor allem aber: Es herrscht Happy Hour für den Rest des Lebens. Alles inbegriffen. Täglich schlürfen sie ein Cüpli. Das Ambiente ist prunkvoll, Kronleuchter funkeln an den Decken...
Der Alleinunterhalter sorgt für Stimmung im Saal. Man vergnügt sich beim Bingo. Eine tanzt mit einem Rollator. Man nimmt Teil an der Kostümparty (Motto: «Downton Abbey»), ist aktiv in der Theatergruppe, beim Pingpong oder lässt sich im hauseigenen Pool treiben. Vor allem aber: Es herrscht Happy Hour für den Rest des Lebens. Alles inbegriffen. Täglich schlürfen sie ein Cüpli. Das Ambiente ist prunkvoll, Kronleuchter funkeln an den Decken, Gold glänzt, und im Marmor spiegeln sich Menschen und Dinge.
«Golden Age» gibt für eineinhalb Stunden Einblicke in die Luxus-Altersresidenz «The Palace» in Miami, Florida. Wer hier lebt, gehört zu den Betuchten, die ein sorgenfreies Leben führen können. Mehr als 200 Menschen sind es, dazu kommt eine stattliche Anzahl von Personal.
Mit grossem Respekt gefilmt
Es ist für alles gesorgt. Freilich nicht selbstlos, wie das Besitzerpaar aus Übersee zugibt: «Unsere Mission war: Wir kommen nach Amerika, um Geld zu verdienen.» Denn sicher ist, dass es Alte und Kranke immer geben wird. «Das ist das beste Business für die Zukunft.» Daran glaubt auch die Delegation eines japanischen Investors, die sich vor Ort ein Bild der Residenz macht.
Das Leben im «Palace» scheint ein einziges Unterhaltungsprogramm. Doch immer wieder gibt es im Film Raum für Besinnliches. Eine sagt: «Ich habe keine Angst vor dem Sterben.» Ein anderer: «Ich schon.» Und: «It sucks to get old – Altwerden ist übel.»
Für seinen Film hat der 1982 geborene Thurgauer Filmemacher Beat Oswald während fünf Jahren Altersresidenzen in Florida besucht. Gedreht wurde drei Monate lang in einer familiär-vertrauten Atmosphäre im «Palace». Oswald zeigt die alten Menschen und den Betrieb mit grossem Respekt, gibt seine «Protagonisten» nie der Lächerlichkeit preis, auch wenn es genug Anlass dazu gäbe. Allerdings: Krankheit oder Tod sieht man nie vor der Kamera. Es ist hier immer noch alles Unterhaltung.
Golden Age
Regie: Beat Oswald
Ab Do, 12.9., im Kino