Film: Horror im Emmental
Frei nach Jeremias Gotthelf: Der Schweizer Regisseur Markus Fischer präsentiert «Die schwarze Spinne» als wenig subtiles Mittelalterspektakel.
Inhalt
Kulturtipp 02/2022
Urs Hangartner
Sumiswald im Emmental, man schreibt das Jahr 1251. Der Deutschritter Hans verlangt von den Dorfbewohnern Unmögliches: Innert 30 Tagen sollen sie einen Schattengang errichten, einen Weg zur Burg, den 100 ausgewachsene Bäume säumen. Die Hebamme Christine geht mit einem mysteriösen Fremden, der auf einem Zweispänner dahergefahren kommt, einen Pakt ein. Es ist der Leibhaftige, der mit seiner Zauberkraft hilft. Aber nur, wenn er als Lohn ein ungetauftes Kind erhä...
Sumiswald im Emmental, man schreibt das Jahr 1251. Der Deutschritter Hans verlangt von den Dorfbewohnern Unmögliches: Innert 30 Tagen sollen sie einen Schattengang errichten, einen Weg zur Burg, den 100 ausgewachsene Bäume säumen. Die Hebamme Christine geht mit einem mysteriösen Fremden, der auf einem Zweispänner dahergefahren kommt, einen Pakt ein. Es ist der Leibhaftige, der mit seiner Zauberkraft hilft. Aber nur, wenn er als Lohn ein ungetauftes Kind erhält.
Als der Teufel nach getaner Arbeit ausgetrickst wird, schreitet er zur Strafaktion. Aus dem Mal an Christines Wange krabbelt eine Spinne, die sich stracks vermehrt. Unzählige solcher achtbeinigen Viecher bringen Unheil über die Menschen und Tiere. Die Dorfbewohner werden dahingerafft. Kann die tödliche Plage gestoppt werden?
Dreck und schummriges Kerzenlicht
Gotthelfs literarische Vorlage aus dem Jahr 1842 wird im Film, der sich über zwei Stunden hinzieht, stark geglättet. Es ist so weit legitim, die Erzählstruktur zu vereinfachen und mehr «geradeaus» zu filmen, auf einer Zeitebene im Unterschied zur verschachtelten Novelle. Nur: Diese «Schwarze Spinne» hinterlässt einen etwas gar kruden und flachen Eindruck. Da sieht man grimmig dreinblickende bärtige Männer voller Gottesfurcht, viel Dreck, schummriges Kerzenlicht – finsteres Mittelalter eben. Geradezu erschlagend klingt die bombastisch aufdringliche Musik von Christian und Till Zehnder. Feine Zwischentöne finden sich in der ganzen Inszenierung kaum.
Vor der Kamera ist ein prominentes Ensemble zugange: Neben Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg als Christine etwa Nurit Hirschfeld als deren Schwester Maria, Ronald Zehrfeld als böser Ritter, Ueli Jäggi als Pastor Simon oder ein bleichgesichtiger Anatole Taubman in der Rolle des Satans. Man könnte den Film «Die schwarze Spinne» getrost in die Genre-Schublade «Horror» versorgen. Doch der Grusel hält sich in Grenzen.
Die schwarze Spinne
Regie: Markus Fischer
CH 2021, 119 Minuten
Neuer Kinostart am 10.03.2022