Film «Here is Harold»: Duell der schrägen Käuze
«Here is Harold» ist eine Kidnapping-Tragikomödie aus Norwegen mit herrlich schwarzem Humor, in der es dem Ikea-Gründer an den Kragen geht.
Inhalt
Kulturtipp 26/2015
Letzte Aktualisierung:
18.12.2015
Babina Cathomen
Der alte Norweger Harold (Bjørn Sundquist) hat alles verloren, was ein Mann verlieren kann: seine geliebte Frau, seine Wohnung, sein Geschäft, sein Ansehen, seine Würde. Und er weiss auch, wer schuld daran ist: Der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (Bjørn Granath), der seine Billig-Filiale gleich neben Harolds Traditions-Möbelgeschäft eröffnet und ihn in den Konkurs getrieben hat. Harold schwört Rache. Sein Plan: Er will Kamprad entführen. ...
Der alte Norweger Harold (Bjørn Sundquist) hat alles verloren, was ein Mann verlieren kann: seine geliebte Frau, seine Wohnung, sein Geschäft, sein Ansehen, seine Würde. Und er weiss auch, wer schuld daran ist: Der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (Bjørn Granath), der seine Billig-Filiale gleich neben Harolds Traditions-Möbelgeschäft eröffnet und ihn in den Konkurs getrieben hat. Harold schwört Rache. Sein Plan: Er will Kamprad entführen.
Auf dem Weg nach Schweden macht er einen Abstecher zu seinem Sohn (Vidar Magnussen). Dieser ist jedoch gerade in eine derbe Bar-Prügelei verwickelt und hat keine Zeit für seinen alten Vater. Ein offenes Ohr hat hingegen die 16-jährige Ebba (Fanny Ketter), auf die er zufällig trifft und die ebenfalls turbulente Zeiten durchmacht. Ihre frustrierte Mutter ist nur am Alkohol und an Männern interessiert – und Ebba muss sie aus manch misslicher Lage befreien. Da kommt ihr Harolds verrückter Kidnapping-Plan gerade recht.
Viel Herzerwärmendes
Durch einen unglaublichen Zufall läuft der alte Ikea-Boss den beiden tatsächlich ins Netz. Doch was nun? Der Entführte selbst hat für die Möchtegern-Verbrecher ein paar Tipps auf Lager, wie sie möglichst grosses Aufsehen erregen können. Kamprad kommt die Entführung gelegen: Er erhofft sich damit, sein Image aufzupolieren, das wegen seiner Nazi-Vergangenheit und Kinderarbeits-Vorwürfen arg beschädigt ist.
Wider Erwarten entdecken die beiden sogar Gemeinsamkeiten: ihre Starrköpfigkeit und ihre Arbeitsmoral etwa. «Hobbys und Urlaub sind für Leute ohne Ambitionen», sind sie sich einig. Und als sie auf einem zugefrorenen See im eisigen Wasser landen, beschimpfen sie sich zuerst einmal lauthals, bevor sie sich eine Rettungsstrategie zurechtlegen.
Mit «Here is Harold» inszeniert der norwegische Regisseur Gunnar Vikene Herzerwärmendes für die kalten Tage und erzählt von menschlichen Unzulänglichkeiten sowie den kleinen und grossen Alltagstragödien. Der Film lebt von seinen schrulligen Figuren, herrlicher Situationskomik und der bewährten skandinavischen Mischung aus schwarzem Humor und Melancholie.
Here is Harold
Regie: Gunnar Vikene
Ab Do, 17.12., im Kino