Man kann es lächerlich finden. Doch historisch gesehen war das Synchronschwimmen, damals Reigenschwimmen genannt, eine reine Männerdomäne. 1907 kamen die Frauen an die Reihe und brachten es zur olympischen Disziplin, während die Männer erst seit ein paar Jahren wieder offiziell synchronschwimmen. Dennoch: Der Anblick von sich zu seltsamen Figuren im Wasser bewegenden Männern ist gewöhnungsbedürftig.
Den Eindruck hat auch der Mittvierziger Eric (Rob Brydon) im Film «Swimming With Men». Er ist ein erfolgreicher Buchhalter in Kaderstellung und pendelt täglich von einem Vorort nach London. Immer am Feierabend zieht es ihn zum Schwimmen ins Hallenbad. Seine Gemahlin ist soeben zur Lokalpolitikerin gewählt worden. Eine familiäre Krise ist vorprogrammiert.
Vom Kindergeburtstag zur Weltmeisterschaft
Während Eric einsam seine Bahnen schwimmt, sind andere gemeinsam am Werk bei einem wunderlichen Tun: Sieben Männer versuchen verzweifelt, im und unter Wasser vertrackte Figuren zu gestalten. Was irgendwie nicht recht klappen will. Vom Beckenrand aus gibt ihnen Eric, der Zahlenmensch, einen guten Rat. Damit die Figur funktioniere, brauche es eine Symmetrie, die mit einem Mann weniger hergestellt werden kann. «Es ist eine Frage der Zahlen.» Einer der sieben hat eine andere Lösung parat: «Es geht mit einem Mann mehr.» Also kommt Eric fast wider Willen in die schwimmende Männerrunde. Sie trifft sich einmal pro Woche im Hallenbad. Ihre Freizeitbeschäftigung ist unter anderem ein «Protest gegen das Ende der Träume, ein Ort, um die Welt zu vergessen».
Die Schwimmtruppe hat sich eine eigene «Verfassung» gegeben mit Punkten wie: «Wir sind so stark wie unser schwächstes Mitglied.» – «Was ins Becken geht, bleibt im Becken.» – «Dein Privatleben ist genau das. Lass es draussen. Keine Fragen, kein Erzählen.»
Der erste öffentliche Auftritt bei einem Kindergeburtstag fällt zwar buchstäblich ins Wasser, weil sich dort kein Mensch für ihre Kunst interessiert. Dennoch wollen es die Männer innert nützlicher Frist direkt zu den Weltmeisterschaften nach Mailand schaffen. Dafür heuern sie einen Coach an, der die Truppe schleunigst auf Vordermann bringen soll – das harte Training von Susan (Charlotte Riley) wird es richten.
In der Tradition von «Full Monty»
«Swimming With Men» reiht sich ein in die Tradition anderer Wohlfühl-Filme aus England, in denen sich Menschen auf ungewöhnliche Art über ihre Alltagsfiguren erheben, etwa die Stripper von «Full Monty» (1997) oder die Hausfrauen-Pin-ups von «Calendar Girls» (2003). Am offensichtlichsten ist die Parallele zu einem schwedischen Film: 2008 machte sich eine Männertruppe in «Allt flyter» («Männer unter Wasser») auf nach Berlin an die Synchronschwimm-Weltmeisterschaft. Man hätte sich den britischen Humor, den der aktuelle Film versprüht, gerne noch etwas spritziger gewünscht. Aber auch so: Diese Männer sind lustig anzuschauen.
Swimming With Men
Regie: Oliver Parker
Ab Do, 9.8., im Kino