Von Mick Jagger hat sie einst 50 Rosen bekommen. Sie soll David Bowie bezirzt haben, war befreundet mit namhaften Filmern, Literaten, Malern. Sie wurde in Zürich und darüber hinaus zur Stilikone und zur Muse. Sie war Model, Sängerin, Schauspielerin und gut verdienende Edel-Prostituierte («Ich verkaufe nur meine Zeit»). Irene Staub gab sich den Künstlernamen Lady Shiva.
Der Zürcher Theatermacher Federico Emanuel Pfaffen erinnert sich an sie als «eine intellektuelle, geistvolle Frau». Pfaffen hat, wie Videoaufnahmen aus den frühen 1980er-Jahren zeigen, mit ihr als Sängerin und der Punk-Band Dressed Up Animals in der Roten Fabrik für eine Inszenierung geprobt.
Irene Staub inspirierte die Zürcher Modedesignerin Ursula Rodel massgeblich. Im Film ist Rodel eine der Hauptzeitzeuginnen. Als Freundin und Mitarbeiterin, die Staub gut kannte, aber sagt sie: «Irene war nie fassbar.» Sie analysiert im Rückblick, wie es war und wie tragisch es endete: «Dieser Frau wäre die ganze Welt zu Füssen gelegen.» Doch dann kamen die harten Drogen. Staub sehnte sich nach einer heilen Welt, aber letztlich, so Rodel, «konnte sie niemand retten».
Vieles bleibt geheimnisvoll im Wesen von Irene Staub. Der Film, der zum Teil mit neu entdecktem Archivmaterial aufwartet, will und kann nicht endgültig Licht ins Dunkel bringen.
In Rom trifft Irene Staub den berühmten Regisseur Federico Fellini. Doch er will nicht mit ihr arbeiten, weil er erkennt: «Sie ist zu schwierig. Eine, die so stark glüht, wird nicht alt.» Von diesem Fellini-Zitat hat der Film seinen Titel («Glow», glühen). Fellini sollte recht behalten. Irene Staub ist verglüht. Sie kommt mit den Rollen in den verschiedenen Welten nicht klar. Zerrissen zwischen glamourösem Rampenlicht, in dem sie strahlt, und verschatteter Persönlichkeit endet sie tragisch.
1989 stirbt Irene Staub unter ungeklärten Umständen bei einem Töffunfall in Thailand. Sie wurde 37 Jahre alt.
Glow
Regie: Gabriel Baur
Ab Do, 7.12., im Kino