Ein bärtiger Mann stellt mit Hilfe der Telefonauskunft die genaue Zeit auf seiner Uhr ein. Der Fernseher ist an, wo gerade über einen Korruptionsfall der bulgarischen Regierung berichtet wird. Seine Uhr wird im Folgenden eine wichtige Rolle spielen, ebenso die Sache mit der Regierung. Die Uhr gibt dem Film den Titel: «Slava» (internationaler Verleihtitel auf Englisch: «Glory»), zu Deutsch «Ruhm», eine russische Marke.
Der Mann zieht los in seiner orangefarbigen Signalweste. Tsanko (Stefan Denolyubov) ist Streckenwärter, der mit einem grossen Schraubenschlüssel die Bahnschienen kontrolliert. Auf seinem Weg über die Gleise kommt er an einer stillstehenden Lokomotive vorbei. Er sieht, wie Arbeiter aus dem Tank Diesel in Kanister abzapfen. Später findet er zwei Geldnoten, dann einen ganzen Haufen. Als ehrlicher Finder meldet er es gleich der Polizei. Eine gute Tat mit Folgen.
Tsankos Erinnerungsstück verschwindet
Der Fund ruft das Transportministerium in der Hauptstadt Sofia auf den Plan. Um vom Korruptionsfall abzulenken, macht man aus dem harmlosen Arbeiter vom Land eine Art Nationalhelden, Vorbild für viele. Es ist die Aufgabe von Julia (Margita Gosheva) als Leiterin der PR-Abteilung, eine entsprechende Feier mit grösstmöglichem Medieneffekt zu organisieren.
Julia ist eine exzessive Handy-Nutzerin, die selbst beim Gynäkologen und anderen unmöglichen Situationen aufs Telefonieren nicht verzichten kann. Beim Gynäkologen ist sie zusammen mit ihrem Mann. Das Paar hat Kinderwünsche, doch Julias biologische Uhr tickt. Sie ist 40, kann sich aber nicht wirklich für die Disziplin erwärmen, die bei künstlicher Befruchtung nötig ist. Die Arbeit, die Karriere – sie scheinen ihr wichtiger.
Bei der Feier trägt ein Kind ein Gedicht vor, eine Urkunde und ein Blumenstrauss werden übergeben. Und Tsanko bekommt eine billige digitale Uhr. Vorher verlangt Julia von ihm, seine alte Uhr abzugeben. Er erhalte sie später wieder. Doch Julia verhühnert Tsankos «Slava». Er will sie aber um jeden Preis zurück, denn es ist ein Erinnerungsstück, ein Geschenk des Vaters mit eingravierter Widmung («für meinen Sohn Tsanko»).
Man speist ihn mit einer Ersatzuhr ab, zwar eine «Slava», aber ohne Widmung. Grundsätzlich begegnet man ihm, einem Stotterer, gönnerhaft, von oben herab. Julia einmal zu ihrem Stab: «Er ist offensichtlich zurückgeblieben.»
Diktierte Wahrheit für die Menschen
Alle spielen ihm übel mit. Julia und der Staat sowieso, aber auch der TV-Journalist, der Tsankos Story bringen will, ist nicht viel besser: Er benutzt den armen Teufel, schreibt ihm gar die Sätze vor, die er in die Kamera sagen soll – «Sag das für die Menschen, sie verdienen die Wahrheit.» Es ist eine diktierte Wahrheit.
Tsanko, der Einsame, bleibt unerschütterlich. Er will nur seine Uhr zurück.
Die Geschichte bekommt noch ein paar dramatische Wendungen, bis zu einem Finale, wo sich Julia zu Tsanko aufs Land aufmacht …
Glory (Slava)
Regie: Kristina Grozeva,
Petar Valchanov
Ab Do, 29.3., im Kino