Der Begriff «Unschärferelation» stammt aus der Quantenphysik und beschreibt nach Werner Heisenberg (1901–1976) das Verhalten von Teilchen zueinander. «Heisenberg» ist auch der Titel eines 2015 uraufgeführten Theaterstücks des britischen Autors Simon Stephens. Auf diese Vorlage beziehen sich Regisseur Lars Kraume und Dorothee Schön im Drehbuch zu ihrem Film.
Caroline Peters («Mord mit Aussicht») und Burghart Klaussner («Brecht», «Der Staat gegen Fritz Bauer») sind aus Film und Fernsehen bekannt und bestens mit dem Stoff vertraut, haben sie doch ihre Rollen bereits auf der Bühne verkörpert: Sie spielten sie 2016 bei der deutschsprachigen Uraufführung von «Heisenberg» am Schauspielhaus Düsseldorf.
Klaussner, der bei der Filmfassung auch als künstlerischer Produzent wirkt, erklärte in einem Interview: «Mir war unmittelbar nach der Premiere klar: Daraus müssen wir auch einen Film machen!»
Die menschlichen Teilchen könnten eins werden
Mit dem Film haben sie ihren Bühnenort erweitert und wechseln an mehrere Schauplätze in Berlin. Zum Schluss geht es auf der Suche nach Gretas verlorenem Sohn gar in die USA: nach Hoboken, New Jersey.
Es dürfte der Beginn einer wunderbaren Liebe werden, wie das gemeinsame Selfie am Hudson River mit der Skyline von Manhattan im Hintergrund antönt: Die beiden menschlichen Teilchen könnten dauerhaft zueinanderkommen. Das erste Zusammentreffen deutet allerdings noch nicht auf ein Liebesglück hin: An einer Bushaltestelle küsst Greta den ihr unbekannten und überrumpelten Alexander von hinten in den Nacken.
Ist es Vorsatz oder Versehen, Absicht oder Zufall? Sie behauptet, es handle sich um eine Verwechslung, und zwar mit ihrem verstorbenen Ehemann. Einen solchen hatte sie aber gar nie. Greta ist eine notorische Lügnerin. Kellnerin ist sie auch nicht, wie sie Alexander gegenüber angibt. Sie arbeitet im Sekretariat des französischen Gymnasiums.
«Ich mag die Tiere, ich mag Fleisch – und Messer»
Beide gehen ihrer Wege. Doch Greta lässt nach dieser ersten Begegnung nicht locker. Dank Google spürt sie Alexander auf. Ein Fall von Stalking? Er bleibt – vorerst – distanziert-abweisend. Im Gegensatz zu ihr: Sie redet wie ein Wasserfall und erweist sich als zunehmend aufdringlich. Alexander ist Inhaber einer schlecht laufenden Fleischerei und ein regelrecht weltweiser Alltagsphilosoph.
Auf Gretas Frage, was ihm denn am besten am Metzgersein gefalle, sagt er: «Ich mag die Tiere, ich mag Fleisch – und Messer.» Er kennt sich auch in anderen Bereichen bestens aus, etwa in der Musikgeschichte. Alexander schätzt die unterschiedlichsten Stile, er hört Bach ab Schallplatte ebenso gern wie Neue Deutsche Welle oder deftigen Heavy Metal.
«Die Unschärferelation der Liebe» ist eine gut gespielte, beschwingt romantische Komödie über das Unverhoffte und Unerwartete, über den Zufall, das Glück und die Liebe.
Die Unschärferelation der Liebe
Regie: Lars Kraume
D 2023, 92 Minuten
Ab Do, 13.7., im Kino