Film: Fúsis kleine Fluchten
Im neuen Film des Isländers Dagur Kári findet ein einsamer Mittvierziger fast die erste Liebe. Anrührend-melancholisch.
Inhalt
Kulturtipp 04/2016
Letzte Aktualisierung:
15.02.2016
Urs Hangartner
Fúsi ist ein gutmütiger, massiger Kerl, Mitte 40 und irgendwie nicht erwachsen geworden. Er lebt bei seiner Mutter. In der Stube steht eine grosse Modelllandschaft. Mit Spielzeugsoldaten und Kanonen stellt Fúsi in dieser Miniaturwüste die Schlacht von El-Alamein im Zweiten Weltkrieg nach. Er ist ein Einzelgänger mit Tendenz zum Aussenseiter. Alleine geht er einmal in der Woche zum Thailänder essen und fährt in seinem Auto regelmässig an seinen Liebl...
Fúsi ist ein gutmütiger, massiger Kerl, Mitte 40 und irgendwie nicht erwachsen geworden. Er lebt bei seiner Mutter. In der Stube steht eine grosse Modelllandschaft. Mit Spielzeugsoldaten und Kanonen stellt Fúsi in dieser Miniaturwüste die Schlacht von El-Alamein im Zweiten Weltkrieg nach. Er ist ein Einzelgänger mit Tendenz zum Aussenseiter. Alleine geht er einmal in der Woche zum Thailänder essen und fährt in seinem Auto regelmässig an seinen Lieblingsort am Wasser. Dort telefoniert er mit dem Radiomoderator, der ihn wie einen alten Freund in der Live-Sendung begrüsst und ihm seine Musikwünsche erfüllt, Heavy Metal.
Bei der Arbeit im Flughafen als Gepäcktransporteur wird Fúsi gepiesackt. Sein Chef will ihn vor den Gemeinheiten der Arbeitskollegen schützen: «Ich habe gehört, du wirst gemobbt?» Ach nein, es sei «vielleicht ein bisschen Hänseln, das ist alles», wiegelt Fúsi ab. Dabei sind es ganz bösartige Aktionen, die sich die Kollegen einfallen lassen – ihn unter die Dusche zerren, bei einer Männerparty eine Prostituierte für ihn bestellen.
Kleines Stück Glück
Fúsis Stiefvater, der temporäre Geliebte der Mutter, findet, er solle unter die Leute gehen; er schenkt Fúsi einen Gutschein für einen Line-Dance-Kurs. Die erste Stunde kneift er noch. Beim zweiten Anlauf klappt es dank Sjöfn (Ilmur Kristjansdóttir), die Fúsis Herz zu erobern scheint. Doch die Hindernisse warten schon. Auch zu Hause, wo sich das neu zugezogene Mädchen Hera mit Fúsi anfreundet. Heras Vater verdächtigt den harmlosen Kinderfreund Fúsi als Perversling.
Fúsi, welch eine Ironie, war als Flughafenangestellter noch nie im Ausland. Das soll sich ändern. Wenn auch sonst nichts so läuft wie gewünscht: Fúsi findet schliesslich ein kleines Stück Glück – alleine.
Dagur Kári («Noí Albínói») hat diesen Film seinem Hauptdarsteller Gunnar Jónsson auf den Leib geschrieben. Der auf Island als TV-Komiker bekannte Schauspieler überzeugt mit Leib und Seele auch im ernsten Fach.
Virgin Mountain (Fúsi)
Regie: Dagur Kári
Ab Do, 18.2., im Kino