Man kann mit gezeichneten bewegten Bildern sehr wohl auch ernsthaft, realistisch und mit Poesie Geschichten erzählen. Der Animationsfilm «My Sunny Maad» basiert auf dem Roman «Freshta» (2004) von der tschechischen Autorin Petra Procházkova, die als Journalistin auch in Afghanistan wirkte.
Erzählt wird die Geschichte der Prager Wirtschaftsstudentin Herra. Sie verliebt sich in ihren Mitstudenten Nazir aus Afghanistan – «zwei Monate später flogen wir nach Kabul, drei Tage später heirateten wir». Sie kommt in eine fremde Welt, wird vom weiblichen Teil der Familie und vom weisen, liberalen Grossvater herzlich aufgenommen. Auf der anderen Seite: das üble Machogehabe, das den Frauen praktisch keine Freiheiten gewährt. Ausser Haus gilt auch für Herra Burka Pflicht.
Platz für feinfühligen Humor
Eines Abends sitzt die Familie vor dem Fernseher, als die Nachrichten den Tod von Osama bin Laden verkünden. Es ist demnach das Jahr 2011, es ist das Afghanistan der Post-Taliban-Ära. Den Männern ist es aber nach wie vor erlaubt, die Frauen zu schlagen. Unter der Gewalttätigkeit ihres Gatten leidet vor allem Herras Schwägerin Freshta. Die Familie nimmt das traurige Strassenkind Maad bei sich auf, ein cleveres Bürschchen, das an der Krankheit Muskelschwund leidet. Herra bleibt, dafür gelingt einer anderen Frau die Flucht in die westliche Freiheit.
Regisseurin Michaela Pavlátová, von der auch das Animationsdesign, der Look des Films, stammt, wollte mit dieser Form nicht protzen, im Gegenteil: «Meine Absicht ist es, das Publikum die Technik vergessen zu lassen, sie nicht wahrzunehmen.» Wer sich den Film anschaut, sieht ihre Absicht in der Praxis erfüllt. Dem Film gelingt es mit einer angenehmen Leichtigkeit, seinen ernsten Stoff zu vermitteln.
Immer wieder hat es Platz für feinfühligen Humor. «My Sunny Maad» ist bereits mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt der Film den Jury-Preis beim Internationalen Animationsfestival in Annecy.
My Sunny Maad
Regie: Michaela Pavlátová
Tschechische Republik 2021
80 Minuten
Ab Do, 28.4., im Kino