Film: Frauen im Widerstand
Im Regieerstling «Papicha» von Mounia Meddour zeigen sich algerische Frauen unerschrocken in einem repressiven Klima. Bewegend und berührend.
Inhalt
Kulturtipp 19/2020
Urs Hangartner
«Ich will nicht weg. Mein Leben ist hier. Ich bleibe.» Die 18-jährige Nedjma (Lyna Khoudri) sagt die Sätze mit Bestimmtheit. Obwohl die Lage gefährlich ist im Algerien der 1990er-Jahre, in denen der Regieerstling von Mounia Meddour spielt. Es herrscht Bürgerkrieg, der islamische Fundamentalismus führt zu einem repressiven Klima, verschleierte Sittenwächterinnen sorgen für «Ordnung». Überall hängen Plakate mit dem A...
«Ich will nicht weg. Mein Leben ist hier. Ich bleibe.» Die 18-jährige Nedjma (Lyna Khoudri) sagt die Sätze mit Bestimmtheit. Obwohl die Lage gefährlich ist im Algerien der 1990er-Jahre, in denen der Regieerstling von Mounia Meddour spielt. Es herrscht Bürgerkrieg, der islamische Fundamentalismus führt zu einem repressiven Klima, verschleierte Sittenwächterinnen sorgen für «Ordnung». Überall hängen Plakate mit dem Aufruf an Frauen, sich zu verhüllen.
Nedjma und ihre Freundinnen kümmert es – noch – nicht gross. Im Taxi auf der Fahrt zum Club schminken sie sich und wechseln die Kleider. Sie wollen westliche Musik hören, tanzen und Jungs treffen. Heimlich sind sie aus dem bewachten Wohnheim der Hochschule davongeschlichen.
Die jungen Frauen leisten auf ihre Art Widerstand. Sie verweigern sich so gut wie möglich den strengen Regeln. Nedjma wird die finstere Zeit aber ganz nah treffen: Ihre ältere Schwester Linda wird von einer Verhüllten erschossen.
Trotz Rückschlägen weitermachen
Nedjmas Traum ist es, eigene Kleider zu entwerfen. Die Idee kommt auf, in der Hochschule eine Modeschau zu veranstalten. Das Besondere dabei: Es sollen Haiks sein, doch nicht einfach traditionelle maghrebinische Schleier: Nedjma will Neues, Frecheres und Freieres aus dem Stoff kreieren.
Nedjma macht sich ans Werk – doch ihre Kreationen werden zerrissen, ihr Zimmer verwüstet. Ihre Freundinnen ermuntern sie, weiterzumachen. Sie nähen alles neu: «The Show must go on». Doch sie haben nicht mit den militanten Fundamentalistinnen gerechnet …
Trotz alledem lassen die jungen Frauen ihre Hoffnung nicht fahren. Vor allem Nedjma zeigt sich unbeirrt kämpferisch. In ihrem Spielfilm verarbeitet Regisseurin Mounia Meddour eigene Erfahrungen in bewegenden und berührenden Bildern zu Fiktivem aus einer traurigen Wirklichkeit.
Papicha
Regie: Mounia Meddour
Ab Do, 10.9., im Kino