Film: Flammende Leidenschaft
Der chilenische Regisseur Pablo Larraín präsentiert mit seinem Film «Ema y Gastón» eine gestalterisch aussergewöhnliche Geschichte voller Liebe, Passion, Tanz und Musik. Ein bildgewaltiges Werk mit Sogwirkung.
Inhalt
Kulturtipp 06/2020
Urs Hangartner
Ema (Mariana Di Girolamo) zieht nachts gerne durch die Strassen der chilenischen Hafenstadt Valparaíso. Mit dabei: ein Flammenwerfer. Eine Ampel wird da ebenso abgefackelt wie ein Auto. Es sind anonyme Kunstaktionen. Ema ist Tänzerin im Ensemble ihres choreografierenden Ehemanns Gastón (Gael García Bernal). Sie praktizieren experimentell-avantgardistisches Tanztheater. Ema und weitere weibliche Compagnie-Mitglieder suchen aber immer wieder die freie Tanzbewegung: an ...
Ema (Mariana Di Girolamo) zieht nachts gerne durch die Strassen der chilenischen Hafenstadt Valparaíso. Mit dabei: ein Flammenwerfer. Eine Ampel wird da ebenso abgefackelt wie ein Auto. Es sind anonyme Kunstaktionen. Ema ist Tänzerin im Ensemble ihres choreografierenden Ehemanns Gastón (Gael García Bernal). Sie praktizieren experimentell-avantgardistisches Tanztheater. Ema und weitere weibliche Compagnie-Mitglieder suchen aber immer wieder die freie Tanzbewegung: an öffentlichen Orten, in der Seilbahn, am Hafen, auf dem Parkplatz, in der Kirche, auf der Strasse, im Bus. Sie wollen es sich nicht nehmen lassen, diese andere befreiende Körperlichkeit, deren Bewegungen sie zum Musikstil Reggaeton choreografieren. Für Gastón ist es schlicht «Musik, die man im Knast hört»; er nennt den Stil «Drecksreggaetone».
Ein fiebrig-rauschhaftes Zusammenspiel
Die beiden lieben und hassen sich: Ema und der zwölf Jahre ältere Gastón begegnen sich mit gegenseitigen Vorhaltungen und gleichzeitigen Liebesbekundungen. Sie streiten und kommen doch nicht voneinander los. Gerade jetzt in einer Krisensituation. Denn das Paar, das keine eigenen Kinder haben kann, hat ihren kolumbianischen Adoptivsohn Polo nach zehn Monaten den Behörden zurückgegeben. Es ging nicht mehr. Mit dem Kind sind die beiden nicht zurechtgekommen. Erst recht nicht nach den dramatischen Ereignissen: Polo hat Feuer gelegt, Emas Schwester wurde dabei aufs Übelste verunstaltet. Gastón wirft Ema vor: «Du hast ihm beigebracht, wie man Dinge abbrennt.»
«Ema y Gastón» gestaltet die Leidenschaft für die Freiheit und die Liebe zu Menschen und zur Kunst als fiebrig-rauschhaftes Zusammenspiel von Bildern und Tönen. Die Figur Ema, ständig unter Strom, steht dabei im Zentrum. Das ergibt am Ende einen herausragenden, von einer ganz eigenen Handschrift geprägten Film.
Ema y Gastón
Regie: Pablo Larraín
Ab Do, 12.3., im Kino