Das Quartier Mile End in Montreal ist multikulturell. Hier leben strenggläubige chassidische Juden neben aufgeschlossenen Hipstern. Die einen sprechen jiddisch, die andern französisch. Die junge Mutter Meira übt sich, wie es sich gehört, in stiller Pflichterfüllung. Sie gehorcht den Regeln und Gesetzen der orthodoxen jüdischen Gemeinschaft und dem Wort des Gatten. Nur zwischendurch schert sie aus. Unter dem Sofa hat sie eine Langspielplatte versteckt. Wenn ihr Mann das Haus verlässt, hört sie heimlich die Musik – harmlosen Soul aus den 60ern.
Félix ist ein Bohemien. Er scheint keiner geregelten Arbeit nachzugehen. An Gott glaubt er nicht, kommt aus gutem Haus und hat sich mit seinem im Sterben liegenden Vater zerstritten.
Félix und Meira, Menschen mit unterschiedlichem Lebenshintergrund, begegnen sich zufällig wiederholt im Quartier. Es kommt zu einer scheuen Annäherung, die nicht sein darf. Der dramatische Konflikt ist vorprogrammiert. Erst recht, als sich die beiden regelmässig treffen, einmal sogar weit weg, im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Das Paar und Meiras Kind sieht man am Ende in Venedig, wie sie abends durch die Kanäle gondeln. Vielleicht ist ihnen ein neues, anderes Leben vergönnt.
Der franko-kanadische Regisseur Maxime Giroux hat einen feinfühligen, langsamen und ruhigen Film in gedämpften Winterfarben gedreht. Das eigentlich dramatisch Unerhörte dieser Geschichte kommt unspektakulär daher – berührende Bilder von Menschen, die einen befreienden Ausbruch suchen. «Félix et Meira» war als kanadischer Beitrag für einen Oscar nominiert und wurde beim Internationalen Filmfestival Toronto als «Bester Kanadischer Film» ausgezeichnet.
Félix et Meira
Regie: Maxime Giroux
Ab Do, 19.11., im Kino
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