Film: Fantastisches Scheitern
Nach Jahrzehnten hat es Regisseur Terry Gilliam geschafft: Er legt seinen «Don Quixote»-Film vor: ein ausuferndes Vexierspiel zwischen Wirklichkeit, Traum und Irrsinn.
Inhalt
Kulturtipp 19/2018
Urs Hangartner
Es scheint, als liege ein Fluch auf dem Stoff. Terry Gilliam, der US-Amerikaner in der britischen Komikertruppe Monty Python, brachte sein ambitiöses Filmprojekt lange nicht zu Ende. Nun hat er es aber nach Jahrzehnten doch noch geschafft.
Die Leidensgeschichte: Nach zehn Jahren intensiver Vorbereitung ging Gilliam ans Werk. Missliche Umstände machten schliesslich alles zunichte, die Dreharbeiten mit Jean Rochefort, Johnny Depp und Vanessa Paradis mussten abgebr...
Es scheint, als liege ein Fluch auf dem Stoff. Terry Gilliam, der US-Amerikaner in der britischen Komikertruppe Monty Python, brachte sein ambitiöses Filmprojekt lange nicht zu Ende. Nun hat er es aber nach Jahrzehnten doch noch geschafft.
Die Leidensgeschichte: Nach zehn Jahren intensiver Vorbereitung ging Gilliam ans Werk. Missliche Umstände machten schliesslich alles zunichte, die Dreharbeiten mit Jean Rochefort, Johnny Depp und Vanessa Paradis mussten abgebrochen werden. Dokumentiert ist das Debakel im Film «Lost In La Mancha» von 2002. Er zeigt, was alles schieflief.
Und jetzt: Bevor der neue Film beginnt, heisst es im Vorspann: «And now … after 25 years of making and unmaking» (frei übersetzt: «Nach 25 Jahren des Schaffens und Nicht-Schaffens»). So wurde es auch ein Film über das Scheitern. Ein Film über den Film, ein Meta-Film mit Ebenen, die sich verschränken: realen Ebenen, unwirklich-traumhaften Ebenen.
Ein opulentes Werk mit grandiosem Schluss
Das geht so: Der einst aufstrebende Indie-Regisseur Toby (Adam Driver) dreht jetzt Werbefilme. Bei der Arbeit merkt er, dass ein einstiger Drehort in der Nähe liegt. Dort hatte er seinen Abschlussfilm realisiert, eine «Don Quijote»-Adaption in künstlerischem Schwarz-Weiss. Toby fährt ins Dorf, das Los Sueños (die Träume) heisst. Fantastische Ereignisse entspinnen sich. Toby trifft seinen damaligen Hauptdarsteller, den Schuhmacher Javier (Jonathan Pryce), der verrückt geworden scheint und sich für Don Quijote hält. Und siehe da: Toby wird zu seinem Knappen Sancho Panza.
Der Film droht zwischenzeitlich auszufransen ob all der Ab- und Ausschweifungen. Er zieht sich über zwei Stunden hin, bis er in den Schlussszenen bei einem Kostümfest fellineske Dimensionen erreicht. Die Figur Toby mag scheitern, nicht aber Regisseur Gilliam mit seinem fantastischen Unternehmen.
The Man Who Killed Don Quixote
Regie: Terry Gilliam
Ab Do, 13.9., im Kino