Die Familie mit Mutter Vanda (Alba Rohrwacher), Vater Aldo (Luigi Lo Cascio) und den beiden Kindern Anna und Sandro macht einen unbeschwerten Eindruck: Gemeinsam machen sie auf einer Kostümparty munter mit bei der Polonaise zum Hüpftanz «Letkiss», schauen zusammen eine Tiersendung beim TV-Dinner. Und der Vater liest eine Gutenachtgeschichte vor.
Aldo kann es gut, das Vorlesen, schliesslich arbeitet er beim Radio. Dank seinen Literatursendungen hat er eine mittlere Berühmtheit erlangt. Der Film spielt in Neapel, wie eine Einblendung erklärt, in den frühen 1980ern. Es sollte vieles, ja alles anderes werden in dieser Familie. Doch in der Küche gesteht Aldo seiner Gattin einen Ehebruch.
Es war und wird mehr als ein Seitensprung mit der Hörspielsprecherin Lidia. Vanda bleibt in der Wohnung, er verliert das Sorgerecht. Verheiratet bleiben sie. Eines Tages wirft Vanda das Transistorradio aus dem Fenster – und springt gleich hinterher. Sie überlebt.
Scharfe, bittere Dialoge bis zuletzt
Sie und Aldo werden auch noch 30 Jahre später (wieder) zusammen sein. Geblieben sind die Kränkungen, die Anklagen, die familiäre Erschütterung, vorgeführt in scharfen, bitteren Dialogen, bis zuletzt. Nach der Rückkehr aus einer Ferienwoche finden Vanda und Aldo, die jetzt alt sind, ihr Haus verwüstet vor. Wer die Täterschaft war, welche Motive sie hatten und was es mit der geheimnisvollen magischen Schachtel auf sich hat – der Film zeigt es in einer Rückblende. Nicht der einzigen, denn Regisseur Daniele Luchetti gestaltet seine Geschichte nicht chronologisch. Mit einem Schwerpunkt in den 1980ern geht es über Jahrzehnte hin und her.
Luchetti hat das Drehbuch zusammen mit Domenico Starnone geschrieben, dessen Roman «Lacci» («Auf immer verbunden») die Grundlage zum Film bildet. «Lacci» heisst Schuhbändel. Im übertragenen Sinne meint «Lacci» die Bindungen, die in dieser Familiengeschichte so dominant sind.
Lacci
Regie: Daniele Luchetti
I 2020, 100 Minuten
Ab Do, 15.7., im Kino