Film: Entscheidung am Simplon
Der Westschweizer Germinal Roaux erzählt in «Fortuna» eine Flüchtlingsgeschichte in poetischen Schwarz-Weiss-Bildern.
Inhalt
Kulturtipp 24/2018
Urs Hangartner
Die 14-jährige Fortuna aus Äthiopien hat zusammen mit anderen Flüchtlingen Unterschlupf im Hospiz auf dem Simplon gefunden. Die Mönche haben sie aufgenommen. Ihr Innerstes vertraut Fortuna (Kidist Siyum Beza) der Eselin Clochette an. Rückblenden deuten Vergangenes an: Bilder vom Meer, über das Fortuna gekommen ist.
Fortuna ist schwanger vom fast doppelt so alten Kabir, der ihr Vorwürfe macht. «Es ist deine Schuld. Dein Problem.» Ei...
Die 14-jährige Fortuna aus Äthiopien hat zusammen mit anderen Flüchtlingen Unterschlupf im Hospiz auf dem Simplon gefunden. Die Mönche haben sie aufgenommen. Ihr Innerstes vertraut Fortuna (Kidist Siyum Beza) der Eselin Clochette an. Rückblenden deuten Vergangenes an: Bilder vom Meer, über das Fortuna gekommen ist.
Fortuna ist schwanger vom fast doppelt so alten Kabir, der ihr Vorwürfe macht. «Es ist deine Schuld. Dein Problem.» Eines Nachts kommt es zu einem Polizeieinsatz. Die Beamten kontrollieren die Flüchtlinge. Danach ist Kabir verschwunden. Fortuna erfährt, dass er zurück nach Italien ging, zu Frau und Kindern. Fortuna macht sich trotzdem auf, ihn zu suchen. Auf der Strasse wird sie von der Polizei aufgegriffen. Zurück im Kloster empfiehlt der Sozialarbeiter eine Abtreibung. Wie wäre eine solche «pragmatische» Lösung zum Wohle Fortunas mit den ethischen Überzeugungen der Mönche vereinbar? Sie habe nichts mehr, das sei der Grund dafür, dass sie ein Kind wolle, vermutet einer. Und: «Manchmal ist das Schlechte das aufgesetzte Gute.» Die Mönche, allen voran Chorherr Jean (Bruno Ganz), kommen zum Schluss, dass es christliche Pflicht ist, dem eigentlichen Menschlichen zu dienen. Es gehe darum zu respektieren, was sie will – «nicht, was wir uns für sie wünschen».
«Fortuna» ist ein stiller, leiser, manchmal gar stummer Film – eine Tanzszene im Hospiz kommt ganz ohne Ton aus. Regisseur Germinal Roaux aus Lausanne hat seinen Film in Schwarz-Weiss gedreht, im quadratisch anmutenden Bildformat 1.33. Aus Wirklichkeitsmaterial, das er bei Betroffenen recherchierte, hat Roaux eine eigene poetische Geschichte gestaltet. Damit will er Denkanstösse geben: Das Kinopublikum des bereits mehrfach preisgekrönten Films soll selber werten und interpretieren.
Fortuna
Regie: Germinal Roaux
Ab Do, 15.11., im Kino