Die Zeiten ändern sich. Und mit ihnen tut es die Natur. Der Klimawandel hinterlässt auch im Altiplano, auf der Anden-Hochebene in Bolivien, seine Spuren. Dort, wo Sisa und Virginio leben. Luisa Quispe und José Calcina, auch im richtigen Leben zusammen, spielen das alte Paar mit eindrücklicher Authentizität.
Grosse Dürre herrscht. Die Lama-Herde muss Virginio weit entfernt weiden lassen. Der kleine Garten ist zu einer staubigen Fläche mutiert. Der Brunnen im Dorf ausgetrocknet. Nur am Fluss hat es noch Wasser für Menschen und Tiere.
Eines Tages kommt Enkel Clever (Santos Choque) zu Besuch. Er hat eine Nachricht: Seine Grosseltern sollen zu seinem Vater in die Stadt ziehen. Doch Sisa und Virginio wollen nicht weg. Vor allem Virginio, der Hilfe nötig hätte: Er hustet und atmet schwer. Er selber weiss, dass er krank ist und nicht mehr lange zu leben hat.
Was er denn habe? «Es ist nichts.» Zu Clever sagt die Grossmutter über ihren Mann: «Er ist immer noch der alte Griesgram, aber gut.» Sie lieben sich wie eh und je.
Zeitlos und aktuell, karg und schön
Clever geht seinen Grosseltern für ein paar Tage zur Hand. Er will die beiden nach wie vor davon überzeugen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Ohne Erfolg. Virginio wird zusehends schwächer. Einmal, unterwegs mit seinem Enkel, erzählt er vom Kondor, der für das Leben steht, und von seinem Sterben. Ein Kondor kreist just hoch droben am Himmel und fliegt einmal herab, zu Virginio hin.
«Utama» ist der beachtliche Spielfilmerstling von Alejandro Loayza Grisi (*1985), der bisher als Fotograf und Dokumentarfilmer arbeitete. Für die starken Bilder im Breitleinwandformat seines Debüts konnte er auf die renommierte Kamerafrau Bárbara Álvarez zählen. Der Film des Bolivianers ist all dies in einem: zeitlos und aktuell, karg und schön, individuell und universal. Ein Werk, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Utama
Regie: Alejandro Loayza Grisi
Bolivien 2022, 87 Minuten
Ab Do, 23.6., im Kino