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Er läuft und läuft und läuft. Dabei wollte Harold Fry (Jim Broadbent) ursprünglich bloss zum Briefkasten, um seiner im Sterben liegenden Ex-Arbeitskollegin Queenie eine Karte zu schicken. Doch dann ist die Hoffnung stärker, dass er mit einem Gewaltsmarsch von Süd- nach Nordengland endlich und erstmals in seinem Leben etwas bewirken könnte.
«The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry», basierend auf dem Roman von Rachel Joyce, ist eine Kür für den 74-jährigen Jim Broadbent, einen jener leiseren britischen Schauspieler, die in ihrer Karriere fast nur Nebenrollen gespielt haben. Wobei Broadbent mühelos zwischen Blockbustern («Harry Potter»), Musicals («Moulin Rouge») und bedrückenden Biografien («Iris») changieren kann. Für «Iris» erhielt er einen Oscar für die beste männliche Nebenrolle.
Ausbruch aus dem Ehe-Packeis
In «Harold Fry» reisst Hauptdarsteller Broadbent seine kugelrunden Augen auf wie ein verdutztes Kind und verströmt zugleich eine Gutmütigkeit, die auf unruhigem Fundament fusst. Denn zu Hause in der hypersterilen Wohnung haben sich Harold und seine Gattin Maureen (Penelope Wilton) seit Jahren nichts mehr zu sagen.
Den Grund für dieses Ehe-Packeis erahnt man früh, aber manchmal verfährt der Film nicht nur mit seinen Nebenfiguren, sondern auch mit den Themen Schuld, Vergebung und Nächstenliebe etwas schlampig – von den im Filmtitel angetönten Unwahrscheinlichkeiten ganz zu schweigen.
Umso faszinierender ist der Fokus auf den Titelhelden. Man könnte sich höchstens wundern, dass nach dem Film «The Last Bus» (2021) nun schon wieder ein britischer Senior seine Heimat im Alleingang durchmisst und dabei allerorten Begeisterung hervorruft. Was ist nur mit diesen Engländern los?
The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry
Regie: Hettie Macdonald
GB 2023, 108 Minuten
Ab Do, 26.10., im Kino
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