Das Dorf Recia liegt in Transsilvanien im Zentrum Rumäniens. Hierher kehrt Matthias (Marin Grigore) zurück, nachdem ihn der Vorarbeiter im deutschen Schlachthof als «faulen Zigeuner» beschimpft hat. Seine frühere Geliebte Csilla (Judith State) leitet in der Heimat eine Grossbäckerei. Der Betrieb erhält EU-Subventionen, wenn eine Mindestzahl von Angestellten hier arbeitet.

So kommen drei Hilfsarbeitskräfte aus Sri Lanka ins ru- mänische Dorf. Sie sind zwar, wie Csilla einmal sagt, «Angestellte, keine Flüchtlinge ». Doch die Xenophobie, gekoppelt an handfesten Rassismus, macht sich unter den Menschen breit. Eine mehr als viertelstündige unbewegte Einstellung zeigt die Gemeindever- sammlung, in der gegen «die Ausländer» gewettert wird. Obwohl die eigenen Leute im Ausland selber Arbeitsmigranten und Fremde sind.

Die Bevölkerungsstruktur im multiethnischen Dorf ist komplex. Man spricht Rumänisch, Ungarisch und Deutsch. Auch religiös ist die Dorfbevölkerung divers. Private, gesellschaftliche und ökonomische Problemfelder werden offengelegt.

«Wer Mitleid hat, stirbt zuerst»
Es gibt deftige Blessuren, wie bei Otto, Matthias’ Vater, der sein Gehirn scannen lassen muss. Eine stillgelegte Mine hat das Wasser im See nachhaltig verdreckt. Hier gibt Matthias seinem kleinen Sohn Rudi, der durch ein Erlebnis auf dem Schulweg traumatisiert und verstummt ist, «Überlebenstipps ». Unter anderem diesen: «Wer Mitleid hat, stirbt zuerst.»

Der rumänische Filmtitel «R.M.N.» entspricht dem englischen Wort MRI für Gehirnscans. Der Film scannt sozusagen ein ungesundes So- zialgefüge – auf unaufgeregte Art und in teilweise schmerzlichen Bildern. Der rumänische Regisseur Cristian Mungiu zeigt das Geschehen, ohne zu kommentieren oder eine Konfliktlösung aufzuzeigen. Statt Antworten zu liefern, offeriert er dem Kinopublikum viele Fragen. Das lässt «R.M.N.» lange nachhallen.

R.M.N.
Regie: Cristian Mungiu
RUM/F/B 2022, 125 Minuten
Ab Do, 19.1., im Kino