Ein Mädchen spielt einen Jungen, der ein Mädchen sein will: Dieser schauspielerischen Herausforderung stellt sich Sofía Otero im Spielfilm der baskischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren (*1984). Für ihre bravouröse Leistung wurde die bei den Dreharbeiten achtjährige Sofía bei der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären als beste Darstellerin in einer Hauptrolle ausgezeichnet. Ihre Figur ist ein Transmensch, und ihre Geschichte handelt von Selbstfindung, Identitätssuche, Verständnis und Ablehnung.
Es sind drängende Themen, welche die Regisseurin in ihrem Debüt behandelt. Und das tut sie nie thesenhaft oder von oben herab, sondern subtil und mit einem naturalistischen Erzählton, der konsequent nah an der kindlichen Perspektive ist. Aitor, den alle Cocó nennen, trägt das braune Haar lang, die Fingernägel sind blau lackiert. Im Sommer geht es mit der Mutter Ane (Patricia López Arnaiz) und den Geschwistern aufs Land zu Grossmutter Lita und Grosstante Lourdes (Ane Gabarain).
Als Mädchen noch einmal zur Welt kommen
Cocó fühlt sich am wohlsten in der Gesellschaft der Grosstante, die, wie ihre Vorfahren, Hobbyimkerin ist. Den Bienen, von denen es 20'000 verschiedene Arten gibt, wie es im Filmtitel heisst, vertraut sich Cocó an. Cocó beschäftigen viele Fragen. Von der Mutter will das Kind einmal wissen: «Werde ich wie Papa, wenn ich gross bin? Ich will nicht so werden.»
Darauf die Mutter: «Du kannst werden, wie du willst.» Einen heimlichen Wunsch hat Cocó: sterben, um als Mädchen wiedergeboren zu werden. Bei einem Kirchenbesuch wird Cocó auf die Heilige Lucia von Syrakus aufmerksam gemacht. Das soll sein/ihr neuer Name sein. Aber das darf niemand wissen. Noch nicht.
20 000 especies de abejas
Regie: Estibaliz Urresola Solaguren
ESP 2023, 127 Minuten
Ab Do, 21.9., im Kino
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