Film: Doppelte Mutterliebe
Im Melodram «True Mothers» von Naomi Kawase verlangt eine Mutter aus Japan nach Jahren ihr Kind von den Adoptiveltern zurück.
Inhalt
Kulturtipp 24/2021
Urs Hangartner
Mehrmals blendet der Film zurück, um die Geschichte der beiden Mütter und ihres Kinds parallel aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen: wie die Lage «sechs Jahre später» sich zeigt und wie alles in der Vergangenheit war. Damals wurde die erst 14-jährige Hikaru ungewollt schwanger. Für eine Abtreibung ist es zu spät. Die Zeit bis zur Geburt verbringt sie in der Einrichtung «Baby Baton» auf einer Insel bei Hiroshima. Ihre Mu...
Mehrmals blendet der Film zurück, um die Geschichte der beiden Mütter und ihres Kinds parallel aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen: wie die Lage «sechs Jahre später» sich zeigt und wie alles in der Vergangenheit war. Damals wurde die erst 14-jährige Hikaru ungewollt schwanger. Für eine Abtreibung ist es zu spät. Die Zeit bis zur Geburt verbringt sie in der Einrichtung «Baby Baton» auf einer Insel bei Hiroshima. Ihre Mutterschaft soll auf Wunsch ihrer Eltern verheimlicht werden. Durch eine Fernsehdokumentation wird das gutverdienende kinderlose Paar Satoko und Kiyokazu auf «Baby Baton» aufmerksam. Sie bewerben sich und adoptieren Hikarus Sohn. Sechs Jahre später meldet sich diese am Telefon bei ihnen und will ihr Kind zurück oder ansonsten eine Geldsumme. Denn Hikaru hat inzwischen mit ihrer Familie gebrochen und bewegt sich in prekären Lebensumständen.
Regisseurin Naomi Kawase berichtet subtil in hellen Bildern von den Nöten der beiden Mutterfiguren im gesellschaftlichen Umfeld. In der eigenen Familie äussert sich der Druck, den Normen zu entsprechen. Und auch die Bedingungen für eine Adoption sind streng: Ein Elternteil muss dafür auf den Beruf verzichten. Letztlich ist es ein Film über wahre Liebe, die sich hier als Lösung der dramatischen Situation anbietet: Zwei Mütter als solche zu akzeptieren, denn beide sind «wahr» – die biologische und die Adoptivmutter. Für beide ist die Liebe zu ihrem Kind möglich.
True Mothers (Asa ga kuru)
Regie: Naomi Kawase
Japan 2020, 140 Minuten
Ab Do, 25.11., im Kino