Film: Die Ware Kunst
«The Price Of Everything» gewährt bedenkenswerte Einblicke in die Welt des Kunstmarktes, wo es um viel Geld geht.
Inhalt
Kulturtipp 04/2019
Urs Hangartner
Der deutsche Maler Gerhard Richter bringt die Widersprüche vor eigenen Bildern in einer Ausstellung auf den Punkt: «Ich sähe die Bilder lieber in einem Museum als in einer Privatsammlung.» Und: «Geld ist schmutzig.» Gerhard Richter gehört zu den teuersten lebenden Künstlern überhaupt …
65 Milliarden Dollar beträgt heute der jährliche Umsatz auf dem internationalen Kunstmarkt. Einzelne Werke zeitgenö...
Der deutsche Maler Gerhard Richter bringt die Widersprüche vor eigenen Bildern in einer Ausstellung auf den Punkt: «Ich sähe die Bilder lieber in einem Museum als in einer Privatsammlung.» Und: «Geld ist schmutzig.» Gerhard Richter gehört zu den teuersten lebenden Künstlern überhaupt …
65 Milliarden Dollar beträgt heute der jährliche Umsatz auf dem internationalen Kunstmarkt. Einzelne Werke zeitgenössischer Künstler werden zu exorbitant hohen Preisen gehandelt. Es geht in der Kunst um sehr viel Geld – oder um gar keins, wie ein Kritiker im Film nüchtern feststellt: «99,99 Prozent der Künstler haben kein Geld.»
Der erfolgreichste lebende Künstler, Jeff Koons, zeigt sich sehr auskunftsfreudig. Der Picasso-Epigone George Condo lässt sich bei der Entstehung eines Bildes über die Schulter blicken. Die aus Nigeria stammende Njideka Akunyili Crosby sieht mit an, wie eine ihrer gefragten Collage-Malereien auf einer Auktion das Fünffache des Schätzpreises erzielt.
Entlarvend ehrliche Voten der Involvierten
Wie funktioniert der Kunstmarkt? Wer oder was bestimmt die Preise? Ist der beste Künstler auch der teuerste? Das sind einige der Fragen, die Nathaniel Kahns Film stellt. Sicher ist: Bei Kunst handelt es sich längst um eine Ware, die den Gesetzen des Marktes folgt, aber nicht nur. Angebot und Nachfrage sind das eine, aber ebenso liesse sich fragen, wieso ein Richter teuer ist und ein Poons nicht. Larry Poons, in den 60ern mit Op-Art erfolgreich, hat sich lange Zeit dem Markt verweigert. Er sagt im Film: «Es gibt keine Regeln dafür, was gute und was schlechte Kunst ist.»
Der bedenkenswerte Film von Nathaniel Kahn verrät einiges über eine abgehobene Welt der Reichen: Er lässt prominente Künstler, Sammler, Händler und Kritiker zum Teil schonungslos und entlarvend ehrlich über ihr Kunstverständnis referieren.
The Price Of Everything
Regie: Nathaniel Kahn
Ab Do, 7.2., im Kino