Film: Die Unbeugsamen
Im Film «Servants» von Ivan Ostrochovsky geht es um Freiheit und Widerstand in einem repressiven System, aber auch um Freundschaft und Loyalität.
Inhalt
Kulturtipp 24/2021
Urs Hangartner
Tschechoslowakei, Anfang der 1980er: Es herrscht ein frostiges Klima in diesen Zeiten, geprägt von Totalitarismus. Das kommunistische Regime kontrolliert die Menschen im Land. Auch die Kirche ist davor nicht gefeit. Das wird etwa im Priesterseminar der Theologischen Fakultät Bratislava deutlich. Der Dekan ist als Mitglied der Vereinigung Pacem in terris dem Regime treu ergeben. Die Neulinge Juraj und Michal, zwei Freunde, erfahren, was es heisst, sich in diesem ideologischen Sp...
Tschechoslowakei, Anfang der 1980er: Es herrscht ein frostiges Klima in diesen Zeiten, geprägt von Totalitarismus. Das kommunistische Regime kontrolliert die Menschen im Land. Auch die Kirche ist davor nicht gefeit. Das wird etwa im Priesterseminar der Theologischen Fakultät Bratislava deutlich. Der Dekan ist als Mitglied der Vereinigung Pacem in terris dem Regime treu ergeben. Die Neulinge Juraj und Michal, zwei Freunde, erfahren, was es heisst, sich in diesem ideologischen Spannungsfeld zu bewegen – als freie Diener Gottes oder Diener des Regimes.
Der Dekan spricht es so aus: «Letztes Jahr sind einige unserer Brüder vom rechten Weg abgekommen.» Mit «recht» meint er «regimetreu». Er vertritt damit die Mehrheit. Nur wenige rufen zum Widerstand auf, fordern politische Unabhängigkeit der Kirche. Sie schmuggeln Bücher aus dem Westen ins Land, treffen sich in geheimen Lesezirkeln, wenden sich mit Bittbotschaften an den Vatikan.
Die Verführungskraft von Ideologien
Die Untergrundkirche lässt dem in Westdeutschland stationierten Radio Free Europe Informationen über das repressive System zukommen. Doch die Staatssicherheit ist den Unbeugsamen auf den Fersen. Im schlimmsten Fall endet der Widerstand mit dem Tod.
Der Film «Servants» des 1972 geborenen Regisseurs Ivan Ostrochovsky taucht ein in das beklemmende Klima. Am Beispiel der Geschehnisse im Priesterseminar geht es ihm nicht einfach um das Historische. Er will in seiner Geschichte Universelles und Zeitloses festmachen, wenn er Freundschaft, Loyalität, Verrat, Widerstand und Verführungskraft von Ideologien thematisiert.
Seine innere Spannung stellt der Film im eigenwilligen Format her: durch strenge Kompositionen der kargen, bedrückenden Schwarz-Weiss-Bilder in einem heute unüblichen Filmformat, durch intensive, düstere Szenerien. Beeindruckend.
Servants
Regie: Ivan Ostrochovsky
Slowakei/Tschechien 2020, 80 Min.
Ab Do, 25.11., im Kino