Er gleicht einem Mönch, ist aber keiner. Bashô (1644–1694) ist ein Pilger, zieht durchs Land und durch die Jahreszeiten, vornehmlich in der Natur. «Ich habe entschlossen, mich den Elementen auszuliefern. Der Wind zieht durch meinen Körper.» Der Mann hat ein Bündel auf dem Rücken und einen Wanderstab dabei. Nicht fehlen darf das Heft, in das er schreibt, mit kalligrafischer Schönschrift, mit Tinte und Pinsel. So entstehen Tagebuch-Notate und Haikus, japanische Kurzgedichte. Bashô ist meist zu Fuss unterwegs, mal in einem Boot oder auf dem Rücken eines Pferdes.
Im Film erlebt man nebelverhangene bewaldete Hügel, Schneelandschaften, Blütenpracht oder wunderschön eindrückliche Bambuswälder, deren Bäume sich im Wind wiegen. Man sieht es, und doch notiert sich Bashô: «Ist diese Welt nicht ganz einfach ein Ort der Illusionen?»
Weltfernes Jahrhundert –alles ist Natur
Regisseur Richard Dindo «rekonstruiert» ein weltfernes 17. Jahrhundert. Nirgends im Film sind Spuren von Modernem sichtbar, alles ist Natur, die wenigen Gebäude, buddhistische Tempel und Gästehäuser, erscheinen wie aus alter Zeit.
Dindo erklärt in einem Text, es sei ein «zeitlos-metaphorischer Film, der von einer vergangenen Epoche träumt und von der Schönheit der Natur, verstanden und gefilmt wie ein ‹verlorenes Paradies›». Gegen Ende wird Bashôs Reise beschwerlicher, er ist müde, alt und krank geworden. Vergänglichkeit und Tod sind denn auch Themen seiner Reflexionen. Es können auch «banale» Beobachtungen sein, bei denen im Ton etwas Weihevolles mitschwingt.
Der Film mit konsequent statischer Kamera (Roger Walch) illustriert die gehörten Texte, die vom Schweizer Schauspieler Christian Kohlund gelesen werden. Bashô-Darsteller Hiroaki Kawamoto bleibt stumm, sei-ne niedergeschriebenen Worte sind aus dem Off vernehmbar. Man kann diesen «Botschaften» von seltener Entrücktheit folgen. Oder es bleiben lassen.
Die Reise des Bashô
Regie: Richard Dindo
Ab Do, 7.3., im Kino