Film: Die Rebellion der Sklaven
Der Film «The Birth of a Nation» des afroamerikanischen Regisseurs Nate Parker erzählt, wo die Befreiung der Sklaven ihren Anfang nahm.
Inhalt
Kulturtipp 09/2017
Babina Cathomen
Eine Baumwoll-Plantage in Virginia Anfang des 19. Jahrhunderts: Hier wächst Nat Turner als Sklave auf. Im Gegensatz zu seinen Leidensgenossen lernt er lesen und hält als Laienprediger feurige Reden zur Bibel. Sein «Besitzer» leiht Nat anderen Plantagen-Eigentümern aus, damit er den Sklaven Gehorsam und Unterwürfigkeit predigt. Als Nat dort mit unvorstellbaren Grausamkeiten konfrontiert wird und seine eigene Frau Cherry Opfer von weissen Vergewaltigern wird, vol...
Eine Baumwoll-Plantage in Virginia Anfang des 19. Jahrhunderts: Hier wächst Nat Turner als Sklave auf. Im Gegensatz zu seinen Leidensgenossen lernt er lesen und hält als Laienprediger feurige Reden zur Bibel. Sein «Besitzer» leiht Nat anderen Plantagen-Eigentümern aus, damit er den Sklaven Gehorsam und Unterwürfigkeit predigt. Als Nat dort mit unvorstellbaren Grausamkeiten konfrontiert wird und seine eigene Frau Cherry Opfer von weissen Vergewaltigern wird, vollzieht sich ein Sinneswandel: Er ruft die Unterdrückten zur Rebellion auf. In einer blutigen Nacht im Jahr 1831 ermorden sie ihre Besitzer. Virginias Bürgerwehr schlägt Tage später brutal zurück …
«The Birth of a Nation» war für Nate Parker ein Herzensprojekt, auf das er lange hingearbeitet hat: Er fungiert als Regisseur, Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent in einem.
Viel Pathos und überfrachtete Symbolik
Im Film will er einen neuen Blick auf den historisch verbürgten, tiefgläubigen Rebellen Nat Turner (1800–1831) werfen. Dieser initiierte den Sklaven-Aufstand im US-Bürgerkrieg. Er wurde aber in den Geschichtsbüchern lange nur am Rande erwähnt. Der Film greift damit ein wichtiges Thema auf und schafft ein Bewusstsein für das unermessliche Leid der Sklaven.
Leider kann die Umsetzung nicht überzeugen: Die Geschichte geht zwar unter die Haut, Parker reichert sie jedoch mit viel Pathos und überfrachteter Symbolik an. Er inszeniert sie mit den Mitteln eines Heldenepos, ganz nach seinem Vorbild Mel Gibson in «Braveheart». Unerträgliche Gewaltszenen wechseln sich ab mit kitschtriefendem Orchestereinsatz und Heilsbringer-Pathos, wie etwa die Engelsvision, die dem Freiheitskämpfer am Ende erscheint. In Ansätzen zeigt Parker zwar die Ambivalenz seiner Hauptfigur, die Gewalt mit Gewalt zu lösen versuchte, bleibt aber insgesamt dem verherrlichenden Heldentum verhaftet. Damit vergibt er die Chance auf eine konstruktive Auseinandersetzung zu einem Thema, das gerade im Hinblick auf wieder aufkeimende Rassenunruhen unter den Nägeln brennt.
The Birth of a Nation – Aufstand zur Freiheit
Regie: Nate Parker
Ab Do, 27.4., im Kino