Es lag ja auf der Hand, dass es Pablo Larraín sein würde, der einen Film über die Jahrhundertsängerin Maria Callas dreht. Schliesslich ist der chilenische Regisseur auf prominente Frauenfiguren abonniert. Larraín begann mit einem Porträt über die Ex-First-Lady Jackie Kennedy («Jackie», 2016), dann folgte ein Biopic über Lady Di («Spencer», 2022). Beide Filme waren indes keine klassischen Biografien, sondern auf jeweils drei Tage kondensierte Dramen über Frauen, die ein Leben in der Öffentlichkeit führten und dafür einen hohen Preis bezahlten.
Regisseur Larraín überzeugt einmal mehr
In «Maria», dem Abschluss seiner losen Trilogie, folgt Larraín nun der Sängerin Maria Callas (Angelina Jolie) in ihren sieben letzten Tagen, die sie in Paris 1977 zwischen Tablettensucht, Halluzinationen und imaginierten Begegnungen verbrachte. Und – was soll man sagen? Vielleicht vor allem, dass dieses Werk eine genauere Betrachtung verdient, auch wenn man Angelina Jolie nicht als erste Wahl für diese Rolle gesehen hätte.
Aber wie schon bei Natalie Portman («Jackie») und Kristen Stewart («Spencer») bewirkt Regisseur Larraín auch hier Wunder, wenn er Jolie mal eine schattenhafte Maria sein lässt und dann wieder zur La Callas aufdonnert. Da steigert er die Figur in eine fast überirdische Diva, die sich vergewissern will, dass sie ihre Kunst immer noch beherrscht, auch wenn sie dafür ihre letzten Lebenskräfte mobilisieren muss.
Zur Seite gestellt werden ihr das Hausmädchen Bruna (Alba Rohrwacher) und der Butler Ferruccio (Pierfrancesco Favino), die hauptsächlich der Hausdame nach dem Mund reden und den Salonflügel täglich in ein anderes Zimmer schieben müssen. Da kristallisiert sich eine auf Anbetung fixierte Hauptfigur heraus, die beim kleinsten bisschen Kritik einknickt wie ein Streichholz. Und die doch nicht davon abzubringen ist, auf Teufel komm raus ihre eigene Agenda zu verfolgen.
Eine Ausnahmekünstlerin in all ihren Facetten
Das ist ergreifend umgesetzt, vor allem, wenn Callas sich in fiebrigen Träumen in alte Konzertstätten hineinversetzt, wo sie Ausnahmeleistungen vollbrachte. Oder wenn ihr Chöre durch die Stadt folgen und ganze Orchester im Regen spielen. Oder wenn sie ihre Liaison mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis (Haluk Bilginer) 1975 an dessen Totenbett Revue passieren lässt (Drehbuch: Steven Knight).
Genau da findet Larraín für seine Trilogie den finalen Bogen, denn Onassis war zuletzt mit Jackie Kennedy verheiratet. Im Film bekommt man diese zwar nicht zu Gesicht, muss man auch nicht, denn dieses Werk gehört Callas. Und ein bisschen auch einem TV-Team, das sie besucht und durch Paris begleitet, ohne dass man sagen könnte, ob diese Interviews real sind oder nur im Kopf von Callas stattfinden.
Da fällt dann alles zusammen: die kultartige Verehrung einer Ausnahmekünstlerin, die sich ein letztes Mal aufbäumt, aber sich weigert, alte Schallplattenaufnahmen von sich anzuhören. Mit gutem Grund: Die Sängerin weiss, dass die Aufnahmen perfekt sind und nicht übertroffen werden können. Auch nicht von ihr selbst.
Maria
Regie: Pablo Larraín
USA/Chile/I/D 2024, 123 Minuten
Ab Do, 6.2., im Kino