Film: Die Macht des Schicksals
Im beeindruckenden Filmdebüt «Past Lives» der New Yorker Autorin und Regisseurin Celine Song begegnen sich zwei nach Jahrzehnten wieder.
Inhalt
Kulturtipp 17/2023
Letzte Aktualisierung:
07.08.2023
Urs Hangartner
Was wäre gewesen, wenn sie sich in frühen Jahren nicht getrennt hätten? Hätten die beiden ein anderes Leben führen können? Wäre ihnen das Schicksal gewogen, ein gemeinsames Glück möglich gewesen? Das sind Fragen, die das biografisch grundierte Filmdebüt der Theaterautorin Celine Song stellt. Sie selbst war als Kind mit ihren Eltern aus Südkorea nach Kanada ausgewandert. Später lebte sie in New York, wo sie Theaterautorin wurde.
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Was wäre gewesen, wenn sie sich in frühen Jahren nicht getrennt hätten? Hätten die beiden ein anderes Leben führen können? Wäre ihnen das Schicksal gewogen, ein gemeinsames Glück möglich gewesen? Das sind Fragen, die das biografisch grundierte Filmdebüt der Theaterautorin Celine Song stellt. Sie selbst war als Kind mit ihren Eltern aus Südkorea nach Kanada ausgewandert. Später lebte sie in New York, wo sie Theaterautorin wurde.
Der Film blendet nach einer Eingangsszene zurück – «24 Jahre zuvor»: In Seoul sieht man Na Young auf dem Nachhauseweg von der Schule, zusammen mit Hae Sung. Die beiden Zwölfjährigen sind so etwas wie Schulschätze, bis sie der Auswanderungsentscheid ihrer Eltern auseinanderbringt. «Wenn man etwas zurücklässt, entsteht etwas Neues», sagt Nas Mutter. Doch warum auswandern? «Weil Koreaner keine Nobelpreise gewinnen.»
Leise, subtile Töne und starkes Schauspiel
In den USA heisst Na Young nun Nora (Greta Lee) und begegnet ihrem künftigen Ehemann Arthur (John Magaro), einem Schriftsteller. Zwölf Jahre später: Hae Sung (Teo Yoo) hat Nora via Facebook aufgespürt. Sie kommunizieren per Skype und bekennen, einander vermisst zu haben. Dann verlieren sie sich wieder. Nochmals zwölf Jahre später kündigt Hae Sung seinen Besuch in New York an.
Die beiden verbringen Zeit miteinander. «Die Na Young von damals gibt es hier nicht. Vor 24 Jahren liess ich sie bei dir zurück», sagt Nora. In-Yun heisst der koreanische Schicksalsbegriff für eine Verbundenheit, die sich nicht beeinflussen lässt. Für die beiden soll sich ihre Liebe in diesem Leben nicht erfüllen. Fern von Melodramatik setzt Celine Song bei ihrem Regiedebüt auf leise und subtile Töne und starkes Schauspiel.
Es ist ein Film über schicksalhafte Lebenswege, von leichter Melancholie durchweht. Die Erkenntnis könnte bitterer nicht sein: Ihre hoffnungsvolle Vergangenheit ist unwiederbringlich verloren.
Past Lives
Regie: Celine Song USA 2023, 106 Minuten
Ab Do, 10.8., im Kino