Das Schicksal der syrischen Stadt Aleppo bildet ein trauriges Kapitel der jüngsten Geschichte. Was da mitten drin wirklich geschah, was es mit den Menschen machte, davon zeugen die Bilder von Waad Al-Kateab. Sie war als junge Frau zum Studieren nach Aleppo gegangen, erlebte Demonstrationen, die Repression durch Diktator Bashar El-Assad, die langen Monate der Belagerung.
Aus insgesamt 300 Stunden Filmmaterial montierte sie schliesslich «For Sama», ein filmisches Tagebuch, das sie ihrer Tochter widmet. Sama (für «Himmel») wird in Aleppo geboren. Ihr Vater ist der Arzt Hamza, der zusammen mit anderen ein Spital gründet. Es wird von russischen Flugzeugen bombardiert und vollständig zerstört werden, so wie acht der neun Kliniken in der Stadt. 53 Menschen sterben allein bei der Bombardierung des einen Spitals. Hamza und seine Mitstreiter gründen ein neues.
Trotz auswegloser Lage bleibt sie standhaft
Es sind erschütternde Bilder, die Kamera wackelt, wenn Geschosse in unmittelbarer Nähe einschlagen. Menschen suchen Schutz, täglich zählt Hamzas Spital 300 Verletzte. Man sieht verzweifelte Menschen und Sterbende, die Stadt verwandelt sich zu einem Grossteil in eine Trümmerlandschaft.
Von 2012 bis Ende 2016 dokumentiert der Film das Grauen und das Befinden der Regisseurin. Noch in auswegloser Lage bleibt sie standhaft, wenn es um die Entscheidung geht, zu bleiben oder zu gehen. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, fragt aber auch, ob sie diese Hölle auf Erden ihrer Tochter zumuten darf. Das heldenhafte Spitalpersonal hat sich einen eigenen Galgenhumor bewahrt, etwa wenn es bei einer raren Gelegenheit einander zuprostet mit «Fröhliche Belagerung!».
Ende 2016 ist es doch so weit: Waad Al-Kateab verlässt mit ihrer Familie Aleppo. Den Film stellt sie schliesslich in London fertig. «For Sama» wurde diesen Frühling in Cannes als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
For Sama
Regie: Waad Al-Kateab, Edward Watts
Ab Do, 3.10., im Kino