Film «Die göttliche Ordnung»: Frauenaufstand im Appenzell
Neuere Schweizer Geschichte als Komödie: «Die göttliche Ordnung» von Petra Volpe taucht ein ins Jahr 1971, als Frauen für ihre Rechte aufbegehrten.
Inhalt
Kulturtipp 06/2017
Letzte Aktualisierung:
10.03.2017
Urs Hangartner
Am Anfang hört man eine Stimme aus dem Off: «1971 war die Welt in Bewegung, bei uns im Dorf wars, als würde sie stillstehen.» Den Satz sagt die Hauptfigur Nora (Marie Leuenberger). Sie lebt mit ihrer Familie im beschaulichen Appenzellerland. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Männer gehen arbeiten, die Frauen bleiben zu Hause. Politisch haben die Frauen nichts zu sagen. Doch langsam regt sich ein neues Bewusstsein.
Ein Urnengang steht bevor. Es geht um...
Am Anfang hört man eine Stimme aus dem Off: «1971 war die Welt in Bewegung, bei uns im Dorf wars, als würde sie stillstehen.» Den Satz sagt die Hauptfigur Nora (Marie Leuenberger). Sie lebt mit ihrer Familie im beschaulichen Appenzellerland. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Männer gehen arbeiten, die Frauen bleiben zu Hause. Politisch haben die Frauen nichts zu sagen. Doch langsam regt sich ein neues Bewusstsein.
Ein Urnengang steht bevor. Es geht um das eidgenössische Stimm- und Wahlrecht für Frauen. Kommt nicht infrage, meinen viele Männer. Sie sind Teil einer bigotten Gesellschaft. Noras muffiger Schwiegervater etwa, der so viel auf Moral gibt, liest heimlich «Sexy»-Heftchen. Nora entdeckt in der Zeitung ein Stelleninserat und möchte sich im Reisebüro bewerben. Gatte Hans (Max Simonischek) ist strikt dagegen. Und ohne Zustimmung des Ehemanns darf eine Frau von Gesetzes wegen gar nicht arbeiten.
«Sockewäsche isch e chli langwiilig»
Im Hauptort begegnet Nora einer «anderen» Welt: Der «Bund für Frauenbestrebungen» agitiert bei einer Standaktion, verteilt Broschüren zur Frauenbefreiung. Nora erkennt: «Putze und Sockewäsche isch e chli langwiilig.» Sie findet Gesinnungsgenossinnen, mit denen sie sich «konspirativ» in der Dorfbeiz Bären trifft. Sie geht an die grosse Frauen-Demo in Zürich und entdeckt an einem Workshop mit dem Titel «Weibliche Kraft» das eigene Frausein.
Noch immer meinen die Männer: «Die Gleichmacherei der Geschlechter ist gegen das Gesetz der Natur.» Doch die Frauen im Dorf haben genug, und sie gewinnen. Die Vorlage zum Frauenstimmrecht auf nationaler Ebene wird angenommen.
Der Film bringt ein Stück Schweizer Geschichte aufs Tapet und zeigt, wie es in einer ländlichen Gegend zu und her gegangen sein könnte. Er ist als Komödie angelegt, als schönes Rekonstruktionskino mit vielen Überzeichnungen, aber wahrem Kern.
Die göttliche Ordnung
Regie: Petra Volpe
Ab Do, 9.3., im Kino