Die Beispiele im Film «Die Demokratie ist los!» sind thematisch brisant: die Ausschaffungsinitiative, das Referendum gegen neue Kampfjets («Gripen»), die «1:12»-, die Minarettverbots- und die Zuwanderungs-Initiative.
Regisseur Thomas Isler, Gewinner des dritten Dokumentarfilmwettbewerbs des Migros Kulturprozents, war in der komfortablen Lage, auf keine langwierige Geldbeschaffung für diesen Film angewiesen zu sein. Statt ein bis zwei Jahre warten zu müssen, konnte er gleich mit der Arbeit beginnen und damit direkt auf das politische Geschehen reagieren.
Die einen gewinnen, die anderen verlieren. Das direktdemokratische Prinzip spielt. Man kann in der Schweiz bestimmen über «komplizierte Fragen, die als Antwort ein einfaches Ja oder Nein verlangen», wie es im Filmkommentar heisst. «Wir Schweizer sind ein glückliches Volk. Wir dürfen über alles abstimmen, was uns wichtig ist. Wir leben die direkte Demokratie.»
Schönes Lehrstück
Doch gewisse Volksentscheide sind rechtlich heikel. Ein Rechtsprofessor sagt es so: «Volksrecht kollidiert mit
anderen Rechten.» Wenn etwa ein neues Gesetz, das in die «Dauerbaustelle» Verfassung aufgenommen werden soll, ein verfassungsgarantiertes Menschenrecht verletzt. Die direkte Demokratie hat ihre Tücken, wie der Film belegt.
«Die Demokratie ist los!» ist ein schönes Lehrstück zu einer komplizierten Materie, eine anschauliche Staatskunde in knapp eineinhalb Filmstunden mit immerhin 28 Personen, die zu Wort kommen, Parlamentarier, Aktivisten, Professoren, Richter, Anwälte (Regisseur Isler spricht von einem sogenannten «Ameisenfilm»). Es wird viel geredet, was sich nicht umgehen lässt. Der Film verzichtet auf einfache SVP-Schelte. Der kritische Blick richtet sich vielmehr auf die Mitteparteien: «Wenn schon, dann kritisiere ich mit meinem Film die opportunistische Mitte», sagt Regisseur Isler.
Die Demokratie ist los!
Regie: Thomas Isler
Ab Do, 3.9., im Kino