Von der Passion zur Obsession ist es oft nur ein kurzer Schritt. Schnell kann aus Leidenschaft ein Wahn werden. Dieser Film erinnert uns daran: Die Liebe ist eine Himmelsmacht oder die Hölle auf Erden – je nachdem. Vorgeführt wird das am Beispiel der Endvierziger Claudia (Lucia Mascino) und Flavio (Thomas Trabacchi), beide mit akademischen Lehrberufen. Sie finden zueinander, trennen sich – wobei sie partout nicht loslassen will. In einem SMS schreibt sie stur: «Unsere Liebe ist nicht vorbei, weil ich nicht will, dass sie es ist.»
Dazu kontrastiert eine Nachbarin, die Claudia im Treppenhaus gesteht, was sie nach 15 Jahren Ehe von der bevorstehenden Scheidungsverhandlung erwartet: «Ich will weder das Sorgerecht für die Kinder noch das Haus, auch kein Geld. Ich will meine Freiheit.» Später kann sie berichten, dass sie «gewonnen» habe. Im juristischen Sinn zwar verloren, aber menschlich reicher.
«Dieses Mal werde ich glücklich sein»
Einmal analysiert Literaturprofessor Flavio seine Gefährtin so: «Du bist wie eine Dampfwalze, die über alles hinwegfährt, um ihr Ziel zu erreichen.» Die verblendete Claudia ist erfüllt von Eifersucht, Hysterie, Verschwörungsgedanken. Während sie unbedingt mit ihm zusammenbleiben will, trifft er sich schon mit einer Neuen, einer jungen Studentin im Liebesnest ausserhalb Roms. Es dauert nicht lange. Doch es wartet eine weitere Dame seines Herzens, die er heiraten wird: «Dieses Mal werde ich glücklich sein.»
Erzählt wird die Geschichte in Rückblenden in die jüngere Vergangenheit, um jeweils zurück in die Gegenwart zu schwenken. In eine Zeit, in der Claudia unbelehrbar seine «Lass mich in Ruhe»-SMS als Liebesbezeugung interpretiert.
Regisseurin Francesca Comencini, geboren 1961, ist eine Tochter des berühmten Luigi Comencini («Heidi»). Sie hat mit «Amori …» ihren eigenen Roman aus dem Jahr 2013 gelungen verfilmt.
Amori che non sanno stare al mondo
Regie: Francesca Comencini
Ab Do, 5.7., im Kino