Im August 2013 verheddert sich etwas Schweres in den Netzen eines Fischers im östlichen Mittelmeer vor Gaza. Es ist eine Statue der antiken griechisch-römischen Gottheit Apollo. Bald darauf verschwindet der Kunstschatz aus Bronze. Niemand weiss, wohin. Und woher kam er überhaupt?
Verschiedene Interessen sind im Spiel
Der Genfer Nicolas Wadimoff, der wiederholt als Dokumentarfilmer in der Region drehte, begibt sich in seinem neusten Werk auf eine mitunter abenteuerliche Spurensuche: Wie kam der nunmehr verlorene Schatz ins Meer, und ist er wirklich echt? Denn die unterschiedlichen Personen, die im Film zur Sprache kommen – Archäologen, Kunstsachverständige, Kunsthandwerker –, formulieren ebenso unterschiedliche Theorien. Einmal stammt die Statue aus dem Jahr 300 vor Christus, ein anderes Mal dürfte der Fund «nicht älter als 30 Jahre» sein. Es handle sich «eindeutig um eine Fälschung».
Der Fall des verschwundenen Apollo lässt sich auch als Parabel auf die Verhältnisse im palästinensischen Autonomiegebiet lesen. Einer sagt etwa: «Diese Geschichte ist eine grosse Lüge. Es gibt keinen Platz für die Wahrheit in diesem Land.» Es kursieren Gerüchte – Gewissheit gibt es kaum. Es wird spekuliert und gerätselt, analysiert und interpretiert. Der ehrliche Finder, der Fischer, vermutete zuerst Gold als Material und machte sich Hoffnungen auf ein finanzielles Entgelt. Ein Goldschmied sieht den Wert darin, «wie alt es ist, und nicht, aus welchem Material».
Verschiedene Interessen sind im Spiel, kommerzielle, politische, historische. Immerhin hat die Sache etwas Gutes, wie einer im Film sagt: «Gaza wird in der internationalen Wahrnehmung immer mit Krieg, Zerstörung, Gewalt verbunden. Jetzt ist es einmal eine positive Nachricht.»
Für die Kirche nur Mythen
Nüchtern fällt die Beurteilung durch Alexios, den griechisch-orthodoxen Erzbischof von Gaza, aus. Die antiken Gottheiten seien Mythen – «also Lügen». Der Apollo von Gaza bleibt ein Rätsel. Der verlorene Schatz bewahrt bis heute sein Geheimnis.
L’Apollon de Gaza
Regie: Nicolas Wadimoff
Ab Do, 5.12., im Kino