Film: Der Traum vom Raumschiff
Der Schweizer Film «Réveil sur Mars» von Dea Gjinovci zeigt eine unglaubliche, aber wahre Asylgeschichte aus Schweden.
Inhalt
Kulturtipp 20/2021
Urs Hangartner
Die sechsköpfige Familie Demiri wurde als Angehörige der ethnischen Minderheit Roma im Kosovo bedroht und verfolgt. 2007 ist sie nach Schweden geflüchtet. Drei Jahre später wurde sie ausgeschafft. 2014 ging sie erneut nach Schweden. Diesmal klappte es mit der Aufenthaltsgenehmigung. Alle hoffen nun, dass Schweden ihre neue Heimat wird, auch wenn sie die alte immer noch schmerzlich vermissen.
Hoffnungsvoll endet der Film der 1993 geborenen schweizerisch-kosov...
Die sechsköpfige Familie Demiri wurde als Angehörige der ethnischen Minderheit Roma im Kosovo bedroht und verfolgt. 2007 ist sie nach Schweden geflüchtet. Drei Jahre später wurde sie ausgeschafft. 2014 ging sie erneut nach Schweden. Diesmal klappte es mit der Aufenthaltsgenehmigung. Alle hoffen nun, dass Schweden ihre neue Heimat wird, auch wenn sie die alte immer noch schmerzlich vermissen.
Hoffnungsvoll endet der Film der 1993 geborenen schweizerisch-kosovarischen Regisseurin Dea Gjinovci. Sie hat die Familie in ihrem Alltag begleitet. Die Demiris erinnern sich an Gewalt im Kosovo, etwa an die Bombe, die vor ihrem Haus gezündet wurde. In Schweden dann das rätselhafte Phänomen: Djeneta und ihre Schwester Idabeta fallen plötzlich in eine Art Wachkoma. Apathisch liegen sie jahrelang in ihren Betten. Sie leiden am sogenannten Resignationssyndrom, einer kaum erforschten Krankheit, die vornehmlich bei Kindern aus traumatisierten Asylbewerberfamilien auftritt.
Märchenhaftes mit bildschönen Aufnahmen
Der Sohn Ferkan hingegen entflieht dem Trauma mit einem fantastischen Plan: Er träumt davon, in einem selbstgebauten Raumschiff zusammen mit den Schwestern ins All bis zum Mars zu fliegen, wo sie ein neues Leben beginnen könnten. Ein Leben ohne Angst und ohne Gewalt. Es bleibt nicht beim Traum: Arbeiter auf dem Schrottplatz erlauben Ferkan, sich zu bedienen. Er sammelt Kabel, Rohre, Lampen, Autobestandteile. Am Schluss hat er sich ein «richtiges» Raumschiff gebastelt, das im nächtlichen Wald blinkt und raucht. Am Ende erfährt man, dass die 16- und 17-jährigen Schwestern nacheinander wieder aufgewacht sind, Idabeta nach drei, Djeneta nach fünf Jahren.
Es erscheint geradezu märchenhaft, was so realistisch und in bildschönen Aufnahmen der schwedischen Landschaft gezeigt wird. Dem Film gelingt es, am Beispiel der Flüchtlingsfamilie Demiri zu zeigen, wie sich trotz viel Leid in der Vergangenheit Hoffnungsträume für die Zukunft verwirklichen lassen.
Réveil sur Mars
Regie: Dea Gjinovci
CH 2020, 75 Minuten
Ab Do, 23.9., im Kino