Film: Der gute Onkel-Ritter
Im realistischen Märchenfilm «Prinzessin» von Peter Luisi helfen sich ein Onkel und seine Nichte gegenseitig aus der Not.
Inhalt
Kulturtipp 03/2022
Urs Hangartner
Josef ist verwahrlost. Permanent schüttet er Bier und härtere Sachen gleich flaschenweise in sich hinein. Er lebt allein in einem Haus, wo eine zweite Wohnung leer steht. Fabian Krüger, der in Peter Luisis verschrobenem Film «Der Sandmann» die Titelfigur verkörperte, spielt den Schweralkoholiker überzeugend.
Die Situation ändert sich, als Josefs Halbschwester Karin mit ihrer vierjährigen Tochter Nina (Lia Hahne) in die zweite Wohnu...
Josef ist verwahrlost. Permanent schüttet er Bier und härtere Sachen gleich flaschenweise in sich hinein. Er lebt allein in einem Haus, wo eine zweite Wohnung leer steht. Fabian Krüger, der in Peter Luisis verschrobenem Film «Der Sandmann» die Titelfigur verkörperte, spielt den Schweralkoholiker überzeugend.
Die Situation ändert sich, als Josefs Halbschwester Karin mit ihrer vierjährigen Tochter Nina (Lia Hahne) in die zweite Wohnung zieht. Zwischen Onkel Josef und seiner Nichte entwickelt sich eine liebevolle Beziehung, die ihm guttut. Die Kleine ist seine Prinzessin, er der Ritter, zusammen besiegen sie beim Spielen im verwilderten Garten den bösen Drachen. Doch dann verunfallt Nina durch Josefs unbeabsichtigtes Verschulden. Er muss ausziehen. Und verspricht der Kleinen: «Ich will, dass du weisst, ich werde immer für dich da sein. Solange ich lebe.»
Nach viel Elend ein Schimmer Hoffnung
35 Jahre später. Josef, jetzt von Matthias Habich gespielt, ist inzwischen 82 und lebt im Altersheim. Er erfährt, dass seine Schwester Karin gestorben ist. Auf der Beerdigung hört er von Ninas Schicksal. Sie habe sich als Teenager die falschen Freunde ausgesucht und sei stark drogensüchtig. Jetzt ist sie es, die Rettung braucht. Josef macht die nun 39-jährige Nina (Johanna Bantzer) in der Ukraine ausfindig, wo sie im Gefängnis sitzt. Josefs Versprechen gilt nach wie vor. Er ist ihr dankbar: «Wegen dir habe ich meine Sucht überwunden. Du warst meine Prinzessin, meine Muse.» Josefs dramatische Rückführungsaktion für die schwer kranke Nina endet – vorläufig – in den nebligen Schweizer Bergen. So kommt nach viel Elend ein Schimmer Hoffnung in die Geschichte. Fast wie im Märchen, schliesslich gilt: «Nicht jeder Ritter bekommt die Möglichkeit, eine Prinzessin zu retten.» «Prinzessin» ist keine Komödie, wie man sie von Peter Luisi erwarten könnte, sondern ein schwerer Stoff mit menschlich starken Figuren, die ebenso stark gespielt werden.
Prinzessin
Regie: Peter Luisi
CH/Ukraine 2021, 101 Minuten
Ab Do, 27.1., im Kino