Beide sind sie robust im physischen Sinn: Der alternde Filmstar Georges, Gérard Depardieus Figur mit einigen dezent selbstironischen Zügen. Und die Freizeit-Ringerin Aïssa (Déborah Lukumuena), gut dreimal jünger als er. Für ihren Chef übernimmt sie die Stellvertretung als Personenschützerin des Stars. Aïssa ist auch Babysitterin, Chauffeuse, Sekretärin. Ein Paar der Kontraste, was das Geschlecht, den sozialen Status und die Hautfarbe angeht.
Ein Film für Depardieu und Lukumuena
Es ist ein subtiles Spiel zwischen den beiden, das die 1984 geborene französische Regisseurin Constance Meyer in ihrem Langfilmdebüt gestaltet. Geschrieben hat sie das Drehbuch zusammen mit Marcia Romano eigens für diese Konstellation – mit Depardieu und der aufstrebenden Darstellerin Lukumuena im Kopf.
Georges ist ein griesgrämiger Grantler. Sein professionelles Umfeld treibt er mitunter zur Verzweiflung, er hält Termine nicht ein, schafft es lange, sich vor dem Fechttraining für einen Historienfilm zu drücken. Von sich selbst sagt er: «Ich gehe den Menschen gern auf den Geist.» Georges lebt allein und einsam in seiner stattlichen Villa. Einmal gesteht er gegenüber Aïssa: «Manchmal wäre ich lieber tot. Dann hätte ich meine Ruhe.» Wiederholt wird er von Panikattacken heimgesucht wegen eines – eingebildeten? – Herzrasens.
Die Beziehung des ungleichen Paars bleibt professionell. Aïssa erledigt ihren Job verlässlich, hält sich ihrem Kunden gegenüber aber nicht zurück, wenn es sein muss. «Du hast immer Hunger. Du bist ein Fresssack», sagt sie ihm etwa.
Zwei Wege kreuzen sich und gehen auseinander
Schliesslich trennen sich ihre Wege. Georges unterschreibt beim Treffen mit Agent und Produktionsfirma einen Filmvertrag, quasi blanko. Seine Rolle im Kostümfilm wird er gut meistern. Aïssa übernimmt ein Bodyguard-Mandat für einen Politiker und die Leitung der Kinderriege im Ringerclub. Zwei Wege haben sich gekreuzt für eine beschränkte Zeit, gegensätzliche Menschen sind sich nähergekommen, in einem leisen, melancholischen, stark gespielten Film.
Robuste
Regie: Constance Meyer
F 2021, 95 Minuten
Ab Do, 10.3., im Kino