Thomas Hoepker ist einer der weltbesten Fotografen. Von ihm stammen legendäre Bilder, vom Weltgeschehen bis zur Porträtserie über den Boxer Muhammad Ali. Man kennt viele seiner Aufnahmen, ohne zu wissen, dass sie von ihm stammen. Thomas Hoepker, 1936 in München geboren, wurde als erster Deutscher Vollmitglied der renommierten Fotoagentur Magnum. Im Film «Dear Memories» kann man ihn kennenlernen.
Am Anfang wird Hoepker von einer Ärztin getestet. Drei kurze Wörter hintereinander zu wiederholen, schafft er nicht. Auf Fragen antwortet er mit «Ich weiss nicht» oder «Ich habe vergessen». Die Diagnose, die er 2017 erhält, heisst Alzheimer. Die beste Therapie: «Ihn fotografieren zu lassen», sagt seine Frau.
Im Film begleitet man Thomas Hoepker und seine Frau Christine Kruchen im Herbst 2020 zehn Wochen lang auf einem Roadtrip. Es herrscht Corona, und Joe Biden wird zum Präsidenten gewählt. Im Camper gehts von der Ost- zur Westküste der USA, durch das sogenannte American Heartland. Eine ähnliche Reise hatte ihn 1963 als Fotoreporter berühmt gemacht.
Wunderbares Porträt eines Altmeisters
Hoepker, stets seine Leica über der Schulter, hat vieles vergessen. Aber er ist immer wieder luzid. Und seine Verschmitztheit hat er nicht verloren. Seine Bilder fügen sich im Film zu einem wundervollen Porträt des alten Meisters der Fotografie. Dazu fängt er Zeitgeschichte ein, wenn ihnen etwa hupende Autos entgegenkommen und sich Menschen freuen, dass Biden die Wahl gewonnen hat – und Hoepker im Auto ironisch skandiert: «Bidey! Bidey!»
Zusätzlich zu den Reisebildern werden Texte aus seinen Aufsätzen gelesen, oder man hört seine Stimme aus früheren Interviews. Wie er sich bescheiden als «Bilderfabrikant» bezeichnet oder mehr noch: «Ich verstehe mich als Geschichtenerzähler mit optischen Mitteln.»
Dear Memories – Eine Reise mit dem Magnum-Fotografen Thomas Hoepker
Regie: Nahuel Lopez
CH/D 2022, 95 Minuten
Ab Do, 30.6., im Kino