Film: «Das ist Kampf»
Von der Nazi-Zeit in eine nahe Zukunft: Alain Gsponer hat den Roman «Jugend ohne Gott» etwas unglücklich verfilmt.
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Kulturtipp 18/2017
Urs Hangartner
Der Schweizer Alain Gsponer, Regisseur des jüngsten «Heidi»- Films (2015), versucht sich in dieser deutschen Produktion an einem Stoff aus den 30er-Jahren. «Jugend ohne Gott» ist ein zeitkritischer Roman aus der Zeit des Faschismus über die Verführungskraft einer menschenverachtenden Ideologie, über den falschen Glauben und die Absenz des Guten. Von den Nazis wurde das Werk des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von ...
Der Schweizer Alain Gsponer, Regisseur des jüngsten «Heidi»- Films (2015), versucht sich in dieser deutschen Produktion an einem Stoff aus den 30er-Jahren. «Jugend ohne Gott» ist ein zeitkritischer Roman aus der Zeit des Faschismus über die Verführungskraft einer menschenverachtenden Ideologie, über den falschen Glauben und die Absenz des Guten. Von den Nazis wurde das Werk des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth (1901–1938) verboten.
Die jüngste Leinwandver-sion – es ist die bisher fünfte Verfilmung – spielt in einer nahen Zukunft. Eine Gruppe von Jugendlichen befindet sich in einem Ausscheidungsverfahren für die Aufnahme an einer Elite-Universität. Nicht nur theoretisch müssen sie sich bewähren. Es geht auch hinaus in die Natur, in ein Camp, mit Überlebensübungen und anspruchvollem Orientierungslauf. Alles ist fest geregelt und auf Erfolg getrimmt. Wenn jemand mentale Probleme hat, ist das kein Problem, dann «können wir das medikamentieren», wie die Camp-Leiterin sagt. Eine der jugendlichen Hauptfiguren, Zach, erkennt: «Das ist keine Gemeinschaft, das ist Kampf.» In dieser Gesellschaft gilt als Gesetz «Jeder gegen jeden».
Keine Identifikation mit den Filmfiguren
Leider spricht nicht vieles für diese Romanverfilmung. Eine Identifikation mit den unsympathischen jungen Strebern stellt sich natürlich nicht ein; alles ist zu glatt. Der Einfall eines kalkulierten Drehbuchs, durch Wiederholungen von Szenen eine andere Perspektive einzunehmen, macht die Sache nicht interessanter, nur verwirrlicher.
Die Geschichte der «Jugend ohne Gott»-Verfilmungen stand schon früher unter einem unglücklichen Stern. Autor Ödon von Horváth traf am 1. Juni 1938 in Paris den exil-deutschen Regisseur Robert Siodmak. Die beiden besprachen eine mögliche Verfilmung des Romans, der 1937 in Holland erschienen war. Auf dem Rückweg ins Hotel wurde Horváth in einem Gewitter auf den Champs-Élysées von einem herabstürzenden Ast tödlich getroffen.
Jugend ohne Gott
Regie: Alain Gsponer
Ab Do, 31.8., im Kino