Film «D’après une histoire vraie»: Die mysteriöse Fremde
Roman Polanski hat einen Roman mit dem Titel «D’après une histoire vraie» adaptiert. Ein Thriller, der nicht richtig spannend werden will.
Inhalt
Kulturtipp 05/2018
Letzte Aktualisierung:
22.02.2018
Urs Hangartner
Die Eröffnungseinstellung ist praktisch identisch mit dem Schluss: Sie zeigt die Signierstunde bei einer Buchmesse mit der Erfolgsautorin Delphine Dayrieux (Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner). Nur das Buch, das beim zweiten Mal von den Literaturfans mit einer Unterschrift versehen werden will, hat einen anderen Titel. Es ist derjenige des Films: «Nach einer wahren Geschichte». Der Roman vom Anfang scheint autobiografisch zu sein, handelt er doch von der verstorbenen Mutter...
Die Eröffnungseinstellung ist praktisch identisch mit dem Schluss: Sie zeigt die Signierstunde bei einer Buchmesse mit der Erfolgsautorin Delphine Dayrieux (Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner). Nur das Buch, das beim zweiten Mal von den Literaturfans mit einer Unterschrift versehen werden will, hat einen anderen Titel. Es ist derjenige des Films: «Nach einer wahren Geschichte». Der Roman vom Anfang scheint autobiografisch zu sein, handelt er doch von der verstorbenen Mutter der Autorin.
Delphine lernt eine Bewunderin ihres Werks kennen, die sich nur «Elle» nennt (Eva Green). Immer mehr dringt Elle in das Leben der Autorin ein. Diese leidet unter einem Schreibstau. Das Word-File, das sie auf ihrem MacBook öffnet, bleibt leer.
Die Stalkerin Elle, die angeblich als Ghostwriterin für Autobiografien von Promis arbeitet, wird bald bei Delphine, die schräg gegenüber wohnt, einziehen und sich am MacBook zu schaffen machen. Mehr und mehr wird Elle zu Delphines Doppelgängerin.
Fiktion und Realität vermischen sich
Als Delphines Partner François (Vincent Perez) in die USA reist, um für seine Literatursendung Berühmtheiten wie Don DeLillo, Cormac McCarthy und James Ellroy zu interviewen, fahren die beiden Frauen aufs Land. Hier eskaliert die Situation. Delphine erkrankt schwer, eine Folge von Elles diabolischem Treiben mit Medikamenten und Gift. Auf der Buchmesse wird Delphine unter ihrem Namen ein Buch signieren, das sie nicht selber geschrieben hat. Fiktion und Realität, das Leben und die Literatur scheinen sich durchdrungen zu haben.
Seltsam konventionell hat Roman Polanski diesen «Literatur-Krimi» inszeniert. Zwei, drei Spannungsmomente reichen nicht zum guten Thriller, als den sich «D’après une histoire vraie» versteht. Viel Inspirierendes hat sich Polanski bei der Verfilmung des gleichnamigen Buches von Delphin de Vigan leider nicht einfallen lassen.
D’après une histoire vraie
Regie: Roman Polanski
Ab Do, 22.2., im Kino