Film «Comme des garçons»: Das Wunder von Reims
Um Fussball und Frauenemanzipation dreht sich die beschwingte französische Komödie «Comme des garçons». Sportliches nach wahren Begebenheiten.
Inhalt
Kulturtipp 15/2018
Letzte Aktualisierung:
09.07.2018
Urs Hangartner
Die Regionalzeitung «Le Champenois» richtet 1969 im nordfranzösischen Reims das alljährliche Wohltätigkeitsfest aus. Man sucht eine Attraktion. Eine Idee wäre Johnny Hallyday. Aber «der ist out, den kennt in einem Jahr kein Mensch mehr». Oder die Beatles? Auch out. Sportreporter Paul Coutard (Max Boublil) hat eine andere Idee: ein Frauenfussballmatch. Ausgerechnet er, ein sympathischer Macho und Ladykiller, soll das Projekt betreuen.
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Die Regionalzeitung «Le Champenois» richtet 1969 im nordfranzösischen Reims das alljährliche Wohltätigkeitsfest aus. Man sucht eine Attraktion. Eine Idee wäre Johnny Hallyday. Aber «der ist out, den kennt in einem Jahr kein Mensch mehr». Oder die Beatles? Auch out. Sportreporter Paul Coutard (Max Boublil) hat eine andere Idee: ein Frauenfussballmatch. Ausgerechnet er, ein sympathischer Macho und Ladykiller, soll das Projekt betreuen.
Coutard macht sich ans Casting mit Inserate-Aufrufen. Willige Frauen melden sich, aber Fussball spielen können sie nicht, denn das ist zu jener Zeit kein Thema. Beim Fussballverband in Paris möchte man eine Frauenlizenz erhalten und blitzt prompt ab. Aber Aufgeben gilt nicht.
Dank Sport auf eigenen Füssen stehen
Hinter alldem steckt ein höheres Ziel, als nur Frauenfussball in Frankreich zu etablieren. Coutard hat schon recht: «Diese Mädchen sind Pioniere und werden unsere Denkweise verändern.» Die muntere Truppe mit ihren Kosenamen wie Bulldozer, Papillon oder Oma muss jeweils daheim beim Ehegatten die Erlaubnis einholen. Aber bald stehen sie dank dem Sport auf eigenen Füssen, singen selbstbewusst ihre Mutmachhymne «Stollen und Möpse». Sie erkennen: «Es ist Zeit, die jahrhundertealte Tyrannei der Phallokratie zu zerstören.»
Es kommt im nicht sklavisch treu rekonstruierten Sixties-Dekor tatsächlich so weit: Coutards «footballeuses» treten beim Saisoneröffnungsspiel im Stadion von Reims gegen die Squadra Azzurra an, die italienische Frauennationalmannschaft. Ein Happy End für einen Film mit einem aufgestellten Ensemble, das sportiv und darstellerisch eine gute Falle macht.
Paul Coutard, der Mann im Zentrum, kann Erfreuliches bilanzieren nach seinem sporthistorischen und emanzipatorischen Erfolg: «Je besser ich die Frauen kenne, desto weniger verstehe ich sie.»
Comme des garçons
Regie: Julien Hallard
Ab Do, 12.7., im Kino