Krankheit und Tod sind für ihn Alltag, er weiss professionell damit umzugehen: Simon (Jérémie Régnier) ist Lungenspezialist in einem Spital, kompetent, er heilt, rettet Leben. Doch die Sicherheiten, die bisher als selbstverständlich galten, beginnen zu schwanken. Plötzlich wird er mit Ohnmachtsgefühlen konfrontiert. Und er lässt sich dazu verleiten, als Arzt seine Kompetenzen zu überschreiten.
Auslöser für Simons Krise ist die Einlieferung seiner Mutter Mathilde (Marthe Keller). Sie befindet sich in einem kritischen Zustand. Der Krebs ist zurück. Eine Operation will Mathilde nicht mehr. Es wird, das ist abzusehen, bald mit ihr zu Ende gehen. Zwar sagt sie: «Ich hatte ein schönes Leben.» Ein Leben mit ihrem Gatten, dem Rahmenmacher Sylvain, mit Sohn Simon und Tochter Julia, mit den Grosskindern, mit dem geliebten Singen im jiddischen Chor. Aber auch: «Ich habe solche Angst.»
Das Spital – ein lebendiges Universum
Der Alltag im Spital besteht nicht nur aus Medizinisch-Technischem. Es wird unter dem Personal gescherzt und gefestet, man raucht heimlich Joints im Keller, und man hat Sex. Ein lebendiges Universum, zu dem der Tod dazugehört. «Bis der Tod gewinnt, lebt man noch», lautet eines der Spitalgesetze.
Der erste lange Spielfilm des französischen Regisseurs und Drehbuchautors David Roux (*1977) ist mehrfach autobiografisch geprägt. Er hat das Sterben seiner Mutter vor wenigen Jahren miterlebt. Roux’ Eltern waren Spitalärzte, sein Bruder ist Lungenspezialist. An diesem orientierte sich Roux für die fiktive Figur Simon. Das Spitalmilieu ist ihm aus seinen Kindheitstagen bestens vertraut. Die Erfahrungen mit der Mutter wurden zur Inspiration für den Film, der gut gespielt und realitätsnah gestaltet ist: Es wurde in zwei stillgelegten Flügeln einer Klinik gedreht. Das Filmteam liess sich von echtem medizinischem Personal beraten, das auch als Statisten mitmachte.
L’Ordre des Médecins
Regie: David Roux
Ab Do, 8.8., im Kino