Film: Bienen und Menschen
In ihrem ersten langen Dokumentarfilm zeigt Diedie Weng den Generationenkonflikt auf dem chinesischen Land. Der alte Imker und sein Sohn finden nicht zusammen.
Inhalt
Kulturtipp 15/2017
Urs Hangartner
«Die Bienen hauen ab. Kein gutes Zeichen.» Der alte Laoyu merkt, dass er seine Kolonie verliert. Gerne würde er seinem Sohn Maofu das Handwerk beibringen, damit die Familientradition weitergeführt wird. Maofu kehrt zwar nach einem Jahr in der Stadt zurück aufs Land. Doch statt sich für die Imkerei zu interessieren, liest er lieber in einem Marketing-Buch. Da hat der Vater schon recht: «Du kannst nicht nur Marketingbü...
«Die Bienen hauen ab. Kein gutes Zeichen.» Der alte Laoyu merkt, dass er seine Kolonie verliert. Gerne würde er seinem Sohn Maofu das Handwerk beibringen, damit die Familientradition weitergeführt wird. Maofu kehrt zwar nach einem Jahr in der Stadt zurück aufs Land. Doch statt sich für die Imkerei zu interessieren, liest er lieber in einem Marketing-Buch. Da hat der Vater schon recht: «Du kannst nicht nur Marketingbücher lesen und vom Profit träumen.» Am liebsten würde Laoyu alles hinschmeissen: «Verdammt, es geht nur noch bergab. Vielleicht sollte ich alles verbrennen. Zur Hölle mit dem ganzen Mist.»
Sein Sohn weiss nicht, was er beruflich tun soll. Nur die Imkerei des Vaters will er auf keinen Fall übernehmen. Immerhin hilft er tatkräftig mit, ein Stück Land zu planieren, um darauf eine neue Bienenkolonie möglich zu machen. Zu den Menschen auf dem Land gesellen sich die Tiere: Schweine, Hühner, ein Hund – und vor allem eine Gans. Mit ihrer Vorwitzigkeit und Präsenz ist sie eine der heimlichen Hauptdarstellerinnen des Films.
Regisseurin Weng fokussiert auf diese Fragen: «Wie leben und arbeiten zwei Generationen mit völlig anderen Ansichten unter einem Dach miteinander? Wie werden sie es schaffen, miteinander über ihre eigene Verwirrtheit und Angst, der sie in ihren unterschiedlichen Lebensphasen begegnen, zu kommunizieren?»
Die heute in Lausanne lebende Weng zog nach ihrem Studienabschluss in den USA 2009 für ein Video-Projekt in ein Dorf im Norden Chinas. Dabei lernte sie den Imker Laoyu kennen. Über ein Jahr blieb sie bei ihm und seiner Familie, sammelte 150 Stunden Filmmaterial. Später schaltete sich der Westschweizer Filmer Vadim Jendreyko in den Prozess ein. Er hatte damals den Video-Workshop geleitet. Jendreyko («Die Frau mit den 5 Elefanten») fungierte schliesslich als Dramaturg und Co-Autor.
Der Imker und sein Sohn
Regie: Diedie Weng
Ab Do, 20.7., im Kino