Film «Beuys»: Ein Leben als Kunst
Andres Veiel ist mit «Beuys» mehr als ein Künstlerporträt gelungen. Der Film erklärt Kunst – auf kunstvolle Weise.
Inhalt
Kulturtipp 12/2017
Letzte Aktualisierung:
07.06.2017
Frank von Niederhäusern
Während seines aktiven Lebens als Künstler und Professor wurde Joesph Beuys (1921–1986) immer wieder das Gleiche gefragt. «Was ist Kunst?», wollten Studenten und Journalisten von ihm wissen, Politiker auch und selbst Künstlerkollegen wie etwa der Zürcher Konkrete Max Bill. Beuys wurde nicht müde, Antworten zu liefern. Mit Werken wie «Fettecke», «Zeige deine Wunde» oder «7000 Eichen» schuf der Düsseldorfer...
Während seines aktiven Lebens als Künstler und Professor wurde Joesph Beuys (1921–1986) immer wieder das Gleiche gefragt. «Was ist Kunst?», wollten Studenten und Journalisten von ihm wissen, Politiker auch und selbst Künstlerkollegen wie etwa der Zürcher Konkrete Max Bill. Beuys wurde nicht müde, Antworten zu liefern. Mit Werken wie «Fettecke», «Zeige deine Wunde» oder «7000 Eichen» schuf der Düsseldorfer Kunst-Professor zudem Statements, die seine Sicht der Dinge illustrierten. Viele bejubelten seine Werke, andere verstanden sie nicht.
Das vielfältige Engagement des Joseph Beuys dokumentiert der Stuttgarter Theater- und Filmregisseur Andres Veiel nun in einem Film, der selbst ein Kunstwerk ist. Anhand zahlreicher Foto- und Filmaufnahmen aus öffentlichen oder privaten Archiven montiert er eine Collage, die dem unsteten Leben und Werk von Beuys gerecht zu werden versucht.
Ein intellektueller und ästhetischer Hochgenuss
Veiel zeigt auf, statt zu erklären. Das Kommentieren des Gezeigten überlässt er – in knappen Statements – fünf ausgewählten, engsten Weggefährten. Darunter die US-Kuratorin Caroline Tisdall, Beuys-Schüler und Künstler Johannes Stüttgen oder Klaus Staeck, der Beuys’ Nachfolger als Professor in Düsseldorf war.
Ebenso wichtig wie Bilder und Kommentare sind Veiel deren rhythmische Montage und musikalische Untermalung. Der Regisseur verweist deshalb zu Recht auf sein Team mit Stephan Krumbiegel und Olaf Voigtländer (Schnitt) sowie Monika Preischl (Archivrecherche). Diese Zusammenarbeit erzielt beim Publikum erfreulich erhellende Erkenntnisse. Zu Beuys’ Theorie des «erweiterten Kunstbegriffs», zu seiner Vorliebe für das Material Fett, aber auch zur multiplen Funktion seines Hutes. Veiel & Co. zeigen den bis heute so umstrittenen wie verehrten Künstler, Theoretiker und lustvollen Provokateur als Denker und Redner, als Machenden und – sehr oft! – als schelmisch Lachenden. Dieser Film ist ein intellektueller und ästhetischer Hochgenuss.
Beuys
Regie: Andres Veiel
Ab Do, 1.6., im Kino