Jo betreibt eine kleine Bar in der belgischen Stadt Gent. Sein älterer Bruder Frank wohnt mit seiner Familie in der Agglomeration. Dessen Frau führt eine Hundepension, er arbeitet bei einem Gebrauchtwarenhändler und kommt öfters mal erst am Morgen nach Hause.
Die Brüder haben längere Zeit keinen näheren Kontakt mehr zueinander. Bis eines Tages Frank auf die Idee kommt, mit Jo gemeinsame Sache zu machen. Die Bar «Belgica» soll zu einem Musik-Club ausgebaut werden. Zusammen mit Freunden gehen sie ans Werk. Für Frank ist klar, welcher Geist im neuen grösseren «Belgica» herrschen soll: «Jazz ist Pesto, Rock ’n’ Roll ist Spaghetti Bolognese.» Kleine Hindernisse werden locker überwunden. Wie die Bestechung der Feuerpolizei, die das neue Lokal für viel weniger Publikum zulassen will.
Aufstieg und Fall
Das «Belgica» soll eine Arche sein, wie Franks Credo lautet, ein Ort für alle: «Wir sind die verfluchte Arche Noah. Wenn es draussen regnet, sind sie hier drinnen im Warmen.» Jo bleibt seinem ironischen Ansage-Spruch treu, den er jeweils auf der Bühne verkündet: «Willkommen im ‹Belgica›, in eurem Lieblingsort des Verderbens!»
Das «Belgica» wird schnell zum weitherum angesagten Lokal. Die Menschen strömen in Massen hinein, der Rubel rollt. Doch die Probleme lassen nicht lange auf sich warten. Sie münden unweigerlich in der privaten und beruflichen Krise. Auf den rasanten Aufstieg folgt der tiefe Fall. Es kommt zum Zerwürfnis der beiden Brüder. Vor allem Frank, der ältere, der gern dreinschlägt, wird Opfer seines exzessiven Lebenswandels im Zeichen von Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll. Jeden Abend Party als Wirt, das ist auf die Dauer wenig gesund.
Die Ideale drohen verraten zu werden. Jo und Frank erhöhen die Getränkepreise und heuern, statt wie bisher auf die eigenen Kumpels zu setzen, eine professionelle Security-Firma für die Eintrittskontrolle an. Dunkelhäutige Ausländer und Langhaarige werden nicht mehr hereingelassen. «Alle sind willkommen» ist Wahlspruch von gestern.
Mit Indie-Heroen
Die 15 Live-Acts, die im Film auf der «Belgica»-Bühne auftreten, sind allesamt erfunden. Ihre Musik – von Punkabilly über Grunge, Postpunk bis Techno – stammt aus der Feder eines bekannten Duos: Die Brüder Stephen und David Dewaele sind unter dem Namen Soulwax international erfolgreiche belgische Indie-Electro-Heroen. So bekommt der Film einen exquisiten Soundtrack, komponiert von zwei alten Freunden des Regisseurs.
Felix van Groeningen liess sich für seinen naturgemäss lauten Film lose von der Geschichte des ihm bestens bekannten Genter Clubs Charlatan inspirieren: Das angesagte Szene-Lokal wurde von van Groeningens Vater betrieben.
Diese Geschichte vom Aufstieg und Fall lebt massgeblich vom intensiven Spiel der Brüder-Darsteller Jo (Stef Aerts) und Frank (Tom Vermeir) – und natürlich vom ganz besonderen Soulwax-Soundtrack.
Belgica
Regie: Felix van Groeningen
Ab Do, 14.4., im Kino