Niedergeschlagenheit, Wut, Hoffnung, Selbstmitleid: In dieser Reihenfolge äussert sich Trennungsschmerz auf Französisch. So jedenfalls analysiert es Adrien (Benjamin Lavernhe) für sich und sein Publikum. Denn wiederholt blickt er im Film direkt in die Kamera und kommentiert durch die imaginäre vierte Wand, die sich im Kino öffnet.
Seine geliebte Sonia (Sara Giraudeau) hat ihn verlassen, sie brauche eine Auszeit, teilt sie dem verdatterten Adrien unerwartet mit. Und zieht gleich aus.Zum Familienessen geht Adrien gezwungenermassen allein. Die Eltern sind die Gastgeber, mit am Tisch sitzen seine Schwester Sophie (Julia Piaton) und der künftige Schwager, Angeber Ludo (Kyan Khojandi). Bald kommt der Schock, gekoppelt mit Panik: Ludo bittet Adrien, an seiner Hochzeit eine Rede zu halten. In der Folge stellt sich Adrien in mehreren Varianten vor, wie es sein könnte, wenn er vorne steht und redet. Es endet jedes Mal in einem Debakel.
Adrien stellt sich nicht nur den nahenden Hochzeits-Hor-ror vor, er blickt auch auf sein bisheriges Leben, auf die Familiengeschichte, auf erste Lieben, auf die Zeit mit Sonia. Auf der Gegenwartsebene wird er eifersüchtig auf einen Musiker namens Romain. Adrien ist bisweilen, für die anderen unsichtbar, mit dabei, oder er kann zu sich selber sprechen, wenn er verdoppelt im Bild erscheint. Er erinnert sich an Schreckliches, hat böse Gedanken und einen Riesenbammel.
Der stete Wechsel zwischen realem Geschehen am Familientisch und den Vorstellungen in Adriens Kopf erweist sich als überaus reizvoll. Regisseur Laurent Tirard stützt sich bei «Le Discours» auf den gleichnamigen Roman von Fabrice Caro und präsentiert eine intelligent gemachte, beschwingte Komödie à la française.
Le Discours
Regie: Laurent Tirard
F 2020, 88 Minuten
Ab Do, 11.11., im Kino